Es wird der UEFA eine Lehre sein, ein Europacup-Finale in einem Stadion auszutragen, das gerade einmal rund 18.000 Zuseher fasst. Allein gut 20.000 Fans von West Ham United pilgerten nach Prag, weil aber den Londonern und Finalgegner Fiorentina nur je etwas weniger als 5000 Tickets zugeteilt wurden, musste der Großteil davon das Spiel in einer der zwei eigens eingerichteten Fanzonen in der Innenstadt verfolgen. Dort zeigte sich bereits vor dem Conference-League-Endspiel einmal mehr die hässliche Seite des Fußballs und dessen „Fans“: Bei Ausschreitungen der beiden Fanlager mit fliegenden Stühlen und Tischen wurden drei Personen leicht verletzt und 16 vorläufig festgenommen.

Auch in der Eden-Arena, der Heimstätte Slavia Prags, war das erste richtige Highlight ein Tiefpunkt. Fiorentina-Kapitän Cristinao Biraghi trat in der 34. Minute zu einem Eckball an und wurde dabei zum wiederholten Mal von Plastikbechern beworfen und schließlich von einem am Kopf getroffen. Blutüberströmt applaudierte er höhnisch den Anhängern der „Hammers“, die unter „Shame“-Rufen des italienischen Fanblocks von den eigenen Spielern besänftigt werden mussten.

Spannung vor Pausenpfiff

Sportlich brisant wurde es erst tief in der Nachspielzeit der ersten Spielhälfte. Zunächst traf Fiorentinas Christian Kouame per Kopf nur die Stange, Luka Jovic drückte den Ball im Nachsetzen mit seinigem über die Linie – stand dabei aber im Abseits.

Nach dem Pausenpfiff war es wieder Biraghi, der – nun mit violettem Turban unterwegs – vor dem Londoner Anhang im Mittelpunkt stand. Dem Verteidiger fiel im Strafraum die Hand auf den Ball, nach VAR-Check gab es Elfmeter für West Ham. Said Benrahma nahm sich der Sache an, verwandelte und ließ sich mit Sprechchören seines Namens abfeiern (62.). Doch die Antwort der Toskaner ließ nicht lange auf sich warten. Giacomo Bonaventura nahm sich fünf Minuten später den Ball technisch hochwertig herunter und verwandelte ebenso anspruchsvoll zum raschen Ausgleich.

Erster Titel seit 1965

Bis kurz vor Ende der regulären Spielzeit sah es aus, als gäbe es nochmals 30 Minuten obendrauf. Doch in der 90. Minute flogen bei den West-Ham-Fans nochmals Becher – diesmal aber aus freudiger Ekstase. Lucas Paqueta steckte durch auf Jarrod Bowen, der den Ball aus vollem Lauf an Pietro Terracciano zum 2:1 ins Tor vorbeibrachte.

So holte sich der 14. der abgelaufenen Premier-League-Saison nicht nur den ersten bedeutsamen internationalen Titel seit dem Pokal der Pokalsieger 1965, sondern sicherte sich nach einer Conference-League-Spielzeit ohne Niederlage auch die Teilnahme an der Europa League in der kommenden Saison. Florenz hingegen ist als Achter der Serie A 2023/24 nicht international vertreten.