Mit großen Erwartungen fuhr das ÖFB-Team 2016 zur Europameisterschaft nach Frankreich. Unter (nicht immer) vorgehaltener Hand galt die Nationalmannschaft als potenzielle Sensationstruppe. Am Ende kam es aber ganz anders. Bereits nach der Gruppenphase mussten Alaba und Co. ihre Koffer packen. Nun gesteht der damalige Teamchef Marcel Koller einige Fehler in der Vorbereitung auf das Turnier ein. "Damals herrschte große Euphorie, man hat gesagt, das Halbfinale ist das Minimum. Ich wollte die Euphorie nicht bremsen. Im Nachhinein wäre vielleicht besser gewesen, wenn ich etwas auf die Bremse gestiegen wäre", meint der Schweizer.

Doch auch ohne Corona hätte man damals auch eine gewisse Unruhe gespürt. Die Terroranschläge waren noch in den Köpfen vieler Spieler. Darüber hinaus erschwerten ein zu langes Sponsorenessen bis tief in die Nacht und ein Stau nahe Paris einen reibungslosen Ablauf. "Das war weder ideal noch förderlich", erklärt Koller.

Für die derzeitige Mannschaft hat der 60-Jährige durchaus Lob übrig. "Sie haben eine sehr gute Qualifikation gespielt und sind verdient bei der EURO dabei. Mit der Pandemie ist alles ein bisschen durcheinandergeraten, dann ist die WM-Quali dazugekommen, da hat es mit dem Spiel gegen Dänemark (Anm.: 0:4) einen kleinen Rückschlag gegeben. Jetzt wird die Frage sein, wie man das verkraften kann. Aber grundsätzlich hat sich die Mannschaft in der Breite verbessert, man hat noch mehr Möglichkeiten und Auswahl, als das vielleicht vor vier, fünf Jahren der Fall war."

Einfach werde es für das ÖFB-Team trotzdem nicht, prophezeit Koller vor der Gruppenphase. Einen frühen Erfolg hält er aber für enorm wichtig. "Man darf die Gruppe nicht unterschätzen. Die Nordmazedonier haben Deutschland geschlagen, die Niederländer haben hervorragende Fußballer, das wird eine enge Kiste. Die Ukraine kenne ich von den Spielen gegen die Schweiz. Sie haben eine sehr gute Mannschaft, die schwer zu bespielen ist. Wichtig wäre es einmal, das erste Spiel zu gewinnen, dann ist vieles möglich."