Ein Jobwechsel verläuft selten ohne Nebengeräusche. In der ICE Hockey League, das lehrt uns die diesjährige Transferzeit, läuft es ähnlich. Was die Sache zusätzlich verschärft: Die Klubs der heimischen Eishockey-Liga fischen auf einem vergleichsweise kleinen Spielermarkt. Und das sorgt für erhitzte Gemüter sowie verletzte Egos.

Der KAC hat vergangene Saison für rot-weiß-rote Spieler geworben. Mit einem starken Kollektiv konnte sogar der Meistertitel erobert werden. Viele Klubs konzentrierten sich jetzt bei ihren bisherigen Verstärkungen auf Österreicher. Ein begrüßenswertes Signal. Doch der Spielerpool ist wie erwähnt klein. Hochgerechnet würde es insgesamt etwa 140 Österreicher für acht Klubs benötigen, um annähernd einen Kader zu stellen, wie ihn sich die Klagenfurter aufgebaut haben. Liga-tauglich sind derzeit nur etwas mehr als die Hälfte. Nicht auszudenken, wenn VEU Feldkirch grünes Licht erhalten hätte und ebenfalls in diesem Spielerpool fischen würde.

Besonders einige Vienna Capitals-Cracks wurden zum Objekt der Begierde. Manager Franz Kalla holte vor versammelten Medien zum Rundumschlag aus, verteufelte die Konkurrenten. Und Dornbirn-Boss Alexander Kutzer tat es ihm in der "Neuen" gleich. Besonders die Transferaktivitäten von Salzburg, Villach und Linz wurden scharf kritisiert. Dies gipfelte sogar in Dimensionen, dass die jeweilige Philosophie (Salzburg) bzw. die finanzielle Struktur der Klubs (VSV, Linz) hinterfragt worden ist. Paradox: Der VSV hat gar keine Spieler aus Vorarlberg abgeworben.

Spieler-Agenten sind überrascht

Was steckt dahinter? Selbst Spieler-Agenten wirken von der Schärfe der Debatte teils völlig verdutzt. Eine mögliche Erklärung könnte sein: Wenn heimische Spieler in der Vergangenheit andernorts angeboten wurden, tauschten sich die Klub-Manager sofort aus. So hielt sich der Überraschung-Effekt in Grenzen. Und viele Cracks waren oft verwundert, dass trotz hohen Interesses des potenziell abwerbenden Klubs, die finanziellen Auswirkungen nur marginale Unterschiede zum bisherigen Vertrag hatten.

In Linz (Gregor Baumgartner), Villach (Gerald Rauchenwald/Andy Schwab) sowie Salzburg (Helmut Schlögl) agieren jedoch frische Gesichter auf dem Binnen-Transfermarkt. Und diese sorgen eben auch für neuartige Dynamik, brechen aus eingefahrenen Mustern aus. Dies hat natürlich eine Form von Unberechenbarkeit zur Folge. Es wirkt, als hätten manche Angst vor dem großen Kontrollverlust. Das soll rechtfertigen, die Freiheit eines ohnehin eingeschränkten Arbeitsmarktes aufgrund einzelner Spielertransfers infrage zu stellen.

Wiens Bluff misslang

Der Aderlass in Dornbirn ist schmerzhaft, soviel ist klar. Allerdings liegen Transfers in der Natur des Profi-Sports. Kutzer weiß, dass er sich kein Wettbieten leisten kann. Wien hingegen hätte mit ungleich größeren finanziellen Mitteln frühzeitig die Chance gehabt, abgewanderte Spieler zu binden oder zumindest in Gesprächen eine weitere Zusammenarbeit in Aussicht zu stellen. Dieser große, seit Jahren praktizierte Bluff misslang eben. Und dann wäre vielmehr gefragt, eine Pleite sportlich hinzunehmen.

Problematisch aber könnte der Aspekt sein, dass Wien und Dornbirn bewusst eine toxische Diskussion öffentlich entfacht haben. Vor allem Kalla, der als ICE-Vizepräsident eigentlich darauf bedacht sein sollte, die Liga zu vertreten, erlag der Versuchung, andere Klubs zu attackieren. Nicht nur das: Mit der Schelte von Salzburgs Spieler-Ausbildung und seinen Zweifeln hinsichtlich Villachs Liquidität, wurde Mitstreitern die Mündigkeit sowie die Fähigkeit, professionelle Arbeit zu leisten, abgesprochen. Ob dieses Mal auch so schnell Gras über die Sache wächst, wie bei manchen Reibereien in der Vergangenheit?