Der Schock war groß, als 99ers-Goalie Ben Bowns mit der Trage vom Eis gebracht werden musste. Und auch, wenn die Diagnose zur Schwere der Knieverletzung des Engländers erst am Montag im LKH Graz erstellt wird, ist klar: Bowns wird einige Monate ausfallen, im schlimmsten Fall sind alle Bänder im Knie gerissen. Damit ist klar: Gegen den KAC wird Felix Nussbacher sein Debüt von Beginn an für die 99ers geben.

Parallel startete aber schon die Suche nach einem weiteren Tormann. Denn, so viel ist klar: Nussbacher wird die Saison nicht als einziger Tormann durchspielen können. In Klagenfurt wird heute U20-Tormann Simon Brenter dabei sein. "Im Training habe ich ihn aber noch nicht gesehen", sagt Nussbacher, "sein Corona-Test war noch nicht ausgewertet." Parallel läuft die Suche nach einem Tormann, der Nussbacher aber nicht wieder auf die Zweier-Position verdrängen soll. „Uns war klar, dass wir in der Verteidigung eventuell noch jemanden brauchen, aber mit der Tormann-Position haben wir nicht gerechnet“, seufzt Manager Bernd Vollmann. Noch am Freitag begann die Suche nach dem richtigen Mann.

Zurück zum Corona-Test des zumindest für die nächsten Spiele, neuen Zweiergoalies. Ein Test, der für Nussbaumer übrigens aufgrund einer ganz anderen Tatsache wichtig ist: Der 20-Jährige ist Corona-Risikopatient, leidet er doch an Diabetes, Typ I, sein Körper produziert kein Insulin. Daher spielt er immer mit einer Insulinpumpe, die am Oberschenkel befestigt ist. Stören tut ihn das nicht, sagt er: „Ich hatte 17 Jahre Zeit, mich daran zu gewöhnen.“ (alle Infos dazu im ausführlichen Interview).

An die Rolle als Nummer-eins-Tormann konnte sich Nussbacher nicht so schnell gewöhnen. "Ich bin auf der Bank auch für die Schuss-Statistik zuständig, habe gerade zwei Schüsse für Dornbin verzeichnet. Erst dann habe ich gesehen, dass Ben mit der Trage vom Feld musste", erzählt er. Unaufgewärmt ging es ins Tor, die Ligapremiere verlief zufriedenstellend - bis auf die Kleinigkeit, dass die 99ers 1:2 verloren.

Dort, wo alles begann

Gegen den KAC wird er nun seine Premiere als Start-Goalie feiern. Eine Besonderheit für den in Graz geborenen 20-Jährigen, der in Klagenfurt aufwuchs und beim KAC Eislaufen lernte, ehe er als Teenager zum VSV gewechselt war. „Das ist schon eine Besonderheit – Premiere auf der Eisfläche, auf der alles begann.“ Der KAC als Gegner sei ein Vorteil, denn: „Sie werden sicher voll fahren, da hat man nicht viel Zeit zwischen den Schüssen, ist immer auf Trab.“ Einen Unterschied zum Nachwuchs hat Nussbacher ohnehin schon ausgemacht: „Es gibt weniger direkte Schüsse, es wird viel abgefälscht.“

Wie er sich auf das Spiel vorbereitet? „Gut essen, schlafen, fokussieren.“ Und darauf hoffen, die Nervosität im Griff zu haben. Vorarbeit dafür hat er im Sommer geleistet: „Ich hab’ Gewicht verloren, schaue jetzt weniger wie ein Feldspieler und mehr wie ein Tormann aus.“Trainer Doug Mason sorgt sich darum ohnehin weniger: „Um seine Position mache ich mir weniger Sorgen als um andere“, meinte er nach der Niederlage gegen Dornbirn, die ihn alles andere als erfreute.

Nussbacher aber glaubt, dass „uns nur der Knopf aufgehen muss“. Im Moment hat man Probleme, Tore zu erzielen, aus den letzten 66 Versuchen resultierte nur ein Treffer. Vielleicht ist in Klagenfurt auch schon NHL-Zugang Michael Rasmussen besser in Fahrt. Eines weiß Nussbacher schon: "Er hat einen Wahnsins-Schuss!" Zu viel mehr reichte die Zeit noch nicht.

Klar ist, dass der KAC momentan weniger Probleme hat, Tore zu erzielen, alleine Torjäger Nick Petersen traf schon fünf Mal. Nussbacher wird also heute definitiv viel Arbeit bekommen. Aber, wie sagte er: Das ist nicht schlecht, so wird man warm geschossen . . .