Wenn am Montag in Nyon wieder die Kugeln rollen, ist eines schon davor Gewissheit. Österreichs Meister Salzburg wird jedes mögliche Achtelfinale als mehr oder weniger klarer Außenseiter bestreiten. Was den ersten Platz in allen acht Gruppen betrifft, hat es heuer keine Überraschungen gegeben. Die Favoriten haben sich durchgesetzt. Doch wer den amtierenden französischen Meister und den aktuellen Zweiten der spanischen Liga schlägt, ist auch gegen einen Gegner aus dem obersten Regal des europäischen Klubfußballs nicht von vornherein chancenlos. Doch wie haben sich Salzburgs mögliche Gegner bisher geschlagen?

Manchester City

Weder mit den Bayern noch mit seinem aktuellen Verein hat Pep Guardiola bisher die Champions League gewinnen können. Das ist ihm nur mit Barcelona gelungen. In dieser Saison startet der Finalist des Vorjahres einen neuen Anlauf. Salzburg gilt nicht nur auf der Insel als Wunschgegner der Vereine. In einer schweren Gruppe A (Paris, Leipzig, Brügge) konnte sich City an die Spitze setzen. Zehn Gegentore in sechs Spielen waren nicht ganz nach dem Geschmack von Guardiola. Mit ihrer teils überfallsartigen Spielanlage kann Salzburg sicher auch den englischen Meister überraschen. Anleihen könnte man sich bei Crystal Palace nehmen. Die Londoner haben City in einem offensiven 4-3-3 die bisher letzte Niederlage (0:2) in der Premier League zugefügt. Das war Ende Oktober. Seither sind die Citizens in der Liga makellos.

Liverpool

Auch Liverpool hätte wohl nichts gegen ein Achtelfinale gegen Salzburg einzuwenden. Darauf, unterschätzt zu werden, können die Bullen aber seit der 3:4-Niederlage an der Anfield Road vor zwei Jahren nicht mehr hoffen. Unter Jesse Marsch glich Salzburg damals ein 0:3 aus und verlor das denkwürdige Spiel nur durch einen schlampigen Klärungsversuch am eigenen Strafraum. Mit sechs Siegen sind die Jungs von Jürgen Klopp mit dem Punktemaximum in das Achtelfinale eingezogen. Stürmer Mohamed Salah ist derzeit auf der Insel schon von kaum einer Defensive in den Griff zu bekommen. Er alleine vermag es in seiner derzeitigen Form, Salzburg vor unlösbare Aufgaben zu stellen.

Ajax Amsterdam

Wenn die Holländer der kleinste Name im Lostopf sind, dann weiß man, wie hoch das Niveau ist. Doch ihrerseits wissen auch die Bullen, wie es ist, Ajax aus einem internationalen Bewerb zu werfen. 2014 ging man schon in der Europa League in der Runde der letzten 32 als Außenseiter ins K.o.-Duell und setzte mit einem 3:0-Sieg in den Niederlanden ein internationales Ausrufezeichen. Der ewige Andreas Ulmer war damals schon dabei. Die Startaufstellung hatte mit Namen wie Christoph Leitgeb, Martin Hinteregger, Sadio Mané oder Jonhathan Soriano aus Salzburger Sicht fast schon nostalgischen Charakter. Auch im Rückspiel blieb Red Bull bei einem 3:1-Sieg unbeeindruckt von der von Jahr für Jahr hoch veranlagten Ajax-Truppe. In einer Gruppe mit Sporting Lissabon, Borussia Dortmund und Besiktas Istanbul gab Ajax in der Gruppenphase heuer keinen Punkt ab.

Real Madrid

David Alaba gegen einen Verein aus Österreich wäre eine spannende Sache. Platz eins der Königlichen in Gruppe D sorgte heuer weniger für Aufsehen als ihre einzige Niederlage in der Gruppenphase. Diese musste man nämlich gegen Champions-League-Neuling Sheriff Tiraspol einstecken. Alaba stand damals wie Casemiro, Eden Hazard, Vinícius Júnior oder Karim Benzema in der Startelf. Geschont hat Trainer Carlo Ancelotti gegen den krassen Außenseiter also niemanden. Das 1:2 in Madrid wäre somit zumindest ein kleiner Lichtblick für die Bullen. In der Liga liegt Madrid mit 39 Punkten aus 16 Spielen klar auf Platz eins vor Sevilla.

Bayern München

Österreich gegen Deutschland wäre immer eine spannende Angelegenheit. Trotz des Punktemaximums in der Champions League bei nur drei Gegentoren gegen Benfica Lissabon, Barcelona und Dynamo Kiew haben die Münchner heuer nicht immer ihre in der Liga seit Jahren vorhandene Unantastbarkeit ausspielen können. Ein Coronacluster in der Mannschaft und die wochenlangen Debatten rund um ungeimpfte Spieler haben Spuren hinterlassen. Die beiden Siege gegen ein nur noch taumelndes Barcelona waren kein richtiger Gradmesser. In der Liga gab es zuletzt einen nicht ganz unglücklichen Sieg bei Verfolger Dortmund. Die Bayern konnten damit ihren Platz an der Spitze der Bundesliga erfolgreich verteidigen. Mit der automatisch vorhandenen Extramotivation gegen ein Team aus Deutschland wären Salzburg zwei starke Auftritte zuzutrauen.

Manchester United

Vor dem Wechsel auf der Trainerbank von Ole Gunnar Solskjaer zu Ralf Rangnick hätte man den englischen Rekordmeister nicht nur aufgrund des Namens und der Atmosphäre im Old Trafford als Wunschlos bezeichnen können. Auch sportlich hat United heuer immer wieder gezeigt, dass gegen sie etwas zu holen ist. Seit dem Abgang von Solskjaer blieb die Mannschaft unter Interimstrainer Michael Carrick (Villarreal, Chelsea, Arsenal) sowie unter Rangnick (Crystal Palace, Young Boys) in bisher fünf Spielen ungeschlagen. Die wackelige Defensive zeigt sich bereits jetzt klar stabilisiert und die Mannschaft praktiziert taktisch einen deutlich offensiveren und aktiveren Spielstil. Manchester United ist dadurch längst nicht mehr so einfach zu schlagen, wie es in dieser Saison schon der Fall war. Aus Salzburger Sicht bliebe zu befürchten, dass das Team bis zum Achtelfinale im Februar spielerisch noch weiter zulegen wird.

Juventus Turin

Zugegeben, bei internationalen Top-Teams ist die Presse schnell mit dem Wort Krise zur Stelle. Heuer trifft das, was die Liga betrifft, auf Juventus zu. Die Turiner konnten in der Serie A nur die Hälfte ihrer bisher 16 Saisonspiele gewinnen und sind in der Tabelle mit Platz fünf derzeit sogar sieben Punkte von den Champions-League-Rängen entfernt. Immer wieder gibt es Kritik an Trainer Massimiliano Allegri. Wenn es unter den Gruppensiegern einen angreifbaren Gegner gibt, dann könnten das die Italiener sein. Doch auch das ist eine Momentaufnahme. Bis zu den K.o.-Spielen in mehr als drei Monaten kann sich noch einiges tun.