Die Augen von Trainer Aleš Pajovič funkelten. Endlich gelang es. Mantraartig hat er in seiner bisherigen Ära als Trainer des österreichischen Handballnationalteams von einer stabilen Abwehr gesprochen. Nun stand das Bollwerk da und lieferte eine der wohl besten rot-weiß-roten Abwehrleistungen der letzten Jahrzehnte ab. Gegen Kroatien wurde mit Einsatz und Hirn verteidigt und so schafften Mykola Bilyk und Co. eine kleine Sensation. Auch wenn das 28:28-Remis nichts Weltbewegendes eingebracht hat, zumindest reicht heute bereits ein Unentschieden gegen Spanien (ORF Sport +, 20.15), um in die Hauptrunde einzuziehen. „Die Mannschaft hat 60 Minuten gekämpft und an sich geglaubt“, sagt Pajovič. Lange hat der Trainer und einstige Abwehrfuchs an einer starken Hintermannschaft gefeilt. Oftmals vergebens und so musste es der Angriff richten.

Nicht an diesem Abend und mitten unter den Jubelnden auf dem Feld von Mannheim war auch Robert Weber. Der Routinier, der schon so viele große Spiele erlebt hat. „Dieser Punkt ist ganz weit oben einzuordnen. Es war eine unglaubliche Teamleistung, ein Kraftakt“, sagt er und ergänzt mit einem Lächeln: „Mir persönlich hat ein Punkt gegen sie auch noch gefehlt.“ Am 19. April 2004, also vor nicht ganz 20 Jahren, begann seine Teamkarriere und die umspannt mit dem Spiel gegen Spanien 219 Partien. Damit ist er alleiniger Rekordhalter unter Österreichs Feldspielern. Ewald Humenberger hütete 246 Mal das Tor . „Früher wäre mir so etwas wichtig gewesen, aber jetzt bin ich in einem Alter, in dem mir das wurscht ist“, sagt der 38-Jährige, „den Einzug in die Hauptrunde würde ich viel lieber mit den Jungs feiern.“ Dass er über so eine lange Zeit mit guten Leistungen seine Einberufungen erhalten hat, macht ihn aber doch stolz. Bei der aktuellen EM hat er zehn Mal getroffen, bekam viel Spielzeit am linken Flügel.

„Da muss der Körper mitkommen“

Pajovič vertraut seiner Startformation, muss das aber. So spielten etwa Mykola Bilyk und Lukas Hutecek gegen Rumänien und Kroatien fast durch. „Jeden zweiten Tag zu spielen, ist hart“, sagt der 45-Jährige. Bankspieler wie Nemanja Beloš, Moritz Mitterdorfer, Markus Mahr oder Jakob Nigg hätten (noch) nicht genügend Spiele auf internationalem Niveau gesammelt, „um uns helfen zu können und das Spiel gegen Kroatien war nicht der richtige Zeitpunkt“. Somit wird wohl auch gegen die Iberer der erste Anzug in der Pflicht sein. „Das Spiel ist wie ein Finale. Das ist eine Kopfsache und da muss der Körper mitkommen“, sagt der Trainer.

Trotz der 29:39-Auftaktniederlage gegen Kroatien ist die Favoritenrolle heute bei den Spaniern. Zwar hat die Defensive der Spanier in den vergangenen Jahren an Bedrohlichkeit und Wucht verloren, doch ist im Team rund um Weltklasse-Linkshänder Alex Dujshebaev Dovichevaeva enorme Qualität vorhanden. Doch hat Österreichs Team nicht erst mit dem Punkt gegen Kroatien gesehen, dass es mit den besten Teams der Welt konkurrieren kann. Das war einer der Effekte des Entwicklungsprozesses, sagt Weber – als Team und individuell. „Wir sind als Team erwachsen geworden. Reifer als Menschen und als Spieler. Wir glauben an uns und daran, dass wir große Teams schlagen können.“ Darum hat das Team auch gegen Kroatien nach dem verpatzten Start nicht aufgegeben und gegen Spanien darf man auch mit einer „gewissen Lockerheit in die Partie gehen. Wir wollen in die Hauptrunde, Spanien muss. Wir können erhobenen Hauptes nach Hause gehen, wenn es nicht klappt“.

Übrigens: Weber schnappt Patrick Fölser den Rekord als Feldspieler mit den meisten Nationalteam-Einsätzen weg. Der Sportdirektor lächelt darüber und zeichnet mit einem Augenzwinkern ein Bild für das heutige Spiel: „Wenn wir das schaffen, stürzen wir Spanien in eine Staatstrauer.“