Schuld sind die Heiligen Drei Könige. Wäre dieses Weisentrio nicht mit Weihrauch, Myrrhe – ein antikes Mittel gegen Verdauungsbeschwerden – und einem Abo für Astrologie heute angerückt, bliebe uns der weihnachtliche Geschenkstress erspart. Hätten Kaspar, Balthasar und Melchior etwas gestohlen, einen Lindy Hop getanzt oder dreckige Witze erzählt, müssten wir uns nun nicht wochenlang den Kopf wegen der Geschenke zermartern. Einerseits hat ja jeder alles, andererseits macht Schenken ein schlechtes Gewissen, weil das Erhaltene oft teurer ist als das Gegebene oder umgekehrt. Also ist Weihnachten kein besinnliches Fest der Wiedergeburt und Erneuerung, sondern ein wilder Kaufrausch, der zumindest manchen Einzelhändler überleben lässt.
Dem heimischen Sportfan hat das Christkind heuer faule Packerl unter den Baum gelegt, folgte doch auf eine souveräne EM-Quali eine vergorene Auslosung. Und dann muss noch David Alaba an einem widerborstigen kastilischen Grasbüschel hängenbleiben und sich das Kreuzband reißen. Verletzungspech! Das Team kann ein Lied davon singen. Trotz sofortiger Operation im Heiligen Land Tirol wäre Alabas rechtzeitige Genesung dasselbe Wunder wie grüne Blätter an einem Tannenbaum. Die genialen Pässe von Österreichs zehnfachem Fußballer des Jahres sind unersetzbar. Also darf die Fußballnation zum Heiligen Rochus, dem Himmelsbeauftragten für Knieschmerzen, beten, auf dem Gesäß nach Mariazell rutschen oder sich zur Buße die Meisterschaft im Eiszuckerl-Lutschen ansehen.
Beten müssen auch Uefa und Fifa, hat der europäische Gerichtshof doch ihre Monopole gebrochen und den Weg zu einer Super-Liga geebnet. Als ob es nicht schon genug überflüssige Bewerbe gäbe? Es geht um das Weihnachtsgeschäft im ganzen Jahr auf der gesamten Welt. Früher gab es Mechelen, Göteborg oder Aberdeen im Europacup, jetzt bald nur noch Oligarchen- und Ölscheich-Klubs, die eine nach amerikanischem Vorbild gestaltete Giga-Liga wollen. Aber das können sie sich schenken.
Gut, dass die heimischen Skistars von den Wirrnissen der Welt ablenken, und etwas Frieden in das geplagte Sportfan-Herz bringen. Marco Schwarz und Johannes Lamparter haben uns ihre Gesamtweltcup-Ambitionen auf den Gabentisch gelegt, und für Stefan Kraft ist ohnehin gerade jeden Tag Weihnachten, springt er doch wie ein junger Hupfer zur Tournee.
Weihnachten und Sport haben viel mit Erwartungen zu tun. Die schönsten Geschenke sind die, mit denen man nicht gerechnet hat, also lassen wir uns überraschen, was 2024 bringt. Frohes Fest.
Franzobel