Proteste sind die Reaktionen auf Krisen. Das zeigt sich in diesen Tagen in ganz Österreich. Erst am Montag kündigte die Klimaaktivistengruppe der Letzten Generation eine weitere Protestaktion in Graz an. Davor haben sich die Aktivistinnen und Aktivisten vier Tage in Folge in der Landeshauptstadt auf die Straße geklebt. Im Mai geht es in Wien weiter.
Die größten Protestaktionen in Österreich liegen mittlerweile drei Jahrzehnte zurück, erklärt Werner Suppanz, Historiker für Vergangenheitspolitik an der Uni-Graz: „Die größte Demonstration der Zweiten Republik war das Lichtermeer am Wiener Heldenplatz am 23. Jänner 1993, die sich gegen das Ausländervolksbegehren der FPÖ (Jörg Haider) richtete. Damals nahmen rund 300.000 Menschen teil. Die wahrscheinlich größte Anti-Regierungs-Demo fand in Wien gegen die ‚schwarz-blaue‘ Regierung am 19. Februar 2000 mit 150.000 Teilnehmenden.“

Historiker Werner Suppanz
Historiker Werner Suppanz © KK

Proteste sind vielfältiger

Heute sind Proteste vielfältiger geworden. Es gehe nicht nur darum, Bauwerke zu besetzen, so der Experte. Noch dazu gibt es nicht mehr nur die "klassischen Protestmilieus" wie Gewerkschaften oder Jugendbewegungen, sondern viele unterschiedliche Gruppen (links, liberal, konservativ, rechts) in allen Altersgruppe, etwa „Omas gegen Rechts“.

Für die Protestierenden ist nicht erst der Verhaltenswandel ein Erfolg, sondern häufig schon die Aktion selbst, weiß die Soziologin Katharina Scherke von der Uni Graz: „Der Erfolg einer Protestbewegung kann schon darin liegen, einem Thema Gehör zu verschaffen und so Diskussionen in Politik und Öffentlichkeit anzuregen.“ Proteste sind wichtig, um Veränderung zu bewirken, allerdings müsse man sich an gewisse Regeln halten. Etwa Demonstration mindestens 48 Stunden vorher anzukündigen, die Behörden informieren.

Soziologin Katharina Scherke
Soziologin Katharina Scherke © Furgler

Das finden auch die Steirerinnen und Steirer: „Proteste sind ein wichtiges Grundrecht“, findet etwa die 40-jährige Kathrin Hackl. Es ist wichtig, sich „immer wieder für das Richtige einzusetzen“, sagt die 72-jährige Allice O’Connor. Noch deutlicher drückt es Emilio Bieder (20) aus: „Proteste sind die Stimme des Volkes.“