Gewöhnlich heben zu Stoßzeiten in Schwechat Maschinen im Drei-Minuten-Takt in alle Himmelsrichtungen ab. Österreichs größter Flughafen zählt in Corona-freien Zeiten täglich zwischen 600 und 700 Starts und Landungen. Am Donnerstag hoben zwischen 6 Uhr und 18 Uhr gerade einmal neun Flugzeuge ab: zwei nach Frankfurt, je eine nach Paris, Amsterdam, Düsseldorf, Amman, Tel Aviv, Shanghai und Seoul. Dass im Flughafenareal bereits erste Störche auf der Suche nach beschaulichen Brutplätzen gesichtet worden sind, ist ein unhaltbares Gerücht.

Illmitz statt Ibiza, Kärnten statt Kreta

Seit wenigen Tagen ruft die Bundesregierung die Bevölkerung dazu auf, im Sommer heuer den Urlaub lieber in der guten alten Heimat, die der Entschleunigung frönt, zu verbringen: Illmitz statt Ibiza, Kärnten statt Kreta, Murtal statt Mallorca, Illmitz statt Ibiza, lautet das Motto. Das helfe nicht nur dem völlig danieder liegenden heimischen Tourismus, sondern sei auch angesichts der Reisewarnungen ein Gebot der Stunde. In mehr als 30 Staaten sollten Österreicher corona-bedingt gar nicht erst reisen.

An der Grenze ist Schluss

Klingt gut, ist aber nur die halbe Wahrheit. Die bittere Wahrheit ist, dass wir Österreicher derzeit nahezu global unerwünscht sind. Wer den sonderbaren Gedanken haben sollte, alle Warnungen in den Wind zu schlagen und zu Ostern ins Ausland fahren zu wollen, erleidet kläglich Schiffbruch: Der Flug- und Bahnverkehr ist praktisch zum Erliegen gekommen. Wer sich einer Spontan-Eingebung folgend ins Auto setzt und eine Fahrt ins Blaue machen will, schafft es höchstens bis zur Grenze. Oder muss 14 Tage in Quarantäne. Oder wird abgeschoben.

Schwimmen und Surfen streng verboten

Ein Blick auf die Homepage der ÖBB zeigt, dass der Bahnverkehr in fünf unserer sieben Nachbarländer (Italien, Slowenien, die Slowakei, Tschechien, die Schweiz) komplett eingestellt wurde. Nur nach Deutschland und nach Ungarn fahren vereinzelt Züge. Wer diesen Barrieren ein Schnippchen schlagen will und es mit dem Rad oder zu Fuß über die grüne Grenze versuchen will, landet womöglich im Polizeiarrest: Einer Auflistung des Außenministeriums zufolge sind Touristen in Deutschland, Ungarn, der Schweiz, der Slowakei, Tschechien, aber auch in Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Portugal, Schweden, Zypern, Norwegen, Bulgarien, Spanien, Polen derzeit unerwünscht. Österreicher sind höchstens erwünscht, wenn sie eine Aufenthaltsbewilligung oder eine Arbeitsbestätigung in Händen halten. Kroatien erlaubt zumindest den Transit. Eine Einreise nach Italien ist nur aus beruflichen Gründen und nach Vorlage einer schriftlichen, überprüfbare Einreiseerklärung möglich – inkludiert ist eine 14-tägige Selbstquarantäne. Auf eine griechische Insel darf nur, wer einen Wohnsitz nachweisen kann und sich in zweiwöchige Selbstisolierung begibt. Schwimmen oder Surfen im Meer sind streng untersagt.

Das schönste Freiluftgefängnis der Welt

Dass wir Österreicher in unserem Land de facto eingesperrt sind, ist wohl einmalig in der heimischen Geschichte. So gesehen gleicht Österreich derzeit dem schönsten Freiluftgefängnis der Welt.