Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat heute über weitere Schritte und Maßnahmen an Schulen und Universitäten in der Corona-Krise informiert. Zum Einstieg bat er alle Betroffenen: "Die Coronakrise ist nicht die Zeit, um schulischen Leistungsdruck zu Hause aufzubauen", mahnte der Minister.  Ein geregelter Tagesablauf mit Lernphasen sei aber sinnvoll im Umgang mit dieser Situation.  "Alle werden und können ihren Abschluss machen", sagte der Minister. "Realistisch gesehen" werde es im April keinen Unterricht geben.

Zur Frage, wann die Schulen und Universitäten wieder ihren Betrieb aufnehmen können, erklärte Faßmann, er peile eine schrittweise Wiederaufnahme an, zunächst unter anderem mit Maturanten.

Rücksicht

Einen genauen Termin für die Matura könne er allerdings erst nach Ostern nennen, wenn man die Gesamtsituation bei der Entwicklung der Infektionszahlen besser einschätzen könne. Man werde aber selbstverständlich die Sondersituation dieser Zeit Rücksicht nehmen.

Derzeit nutze nur etwa ein Prozent der Eltern die Möglichkeit, die Kinder in die Schule zu schicken. Dennoch bleiben die Schulen Faßmann zufolge weiterhin offen. Wenn es zu einer schrittweisen Öffnung des Arbeitsmarkts komme, werde es Betreuungsmöglichkeiten auch für die 14 bis 16-Jährigen geben.

An den Bundesschulen werden jedenfalls keine Kosten für Horte und ähnliches mehr anfallen, wenn diese Angebote nicht wahrgenommen werden. Zudem wird ein Härtefallfonds mit fast 13 Millionen dotiert, der für die Stornierung von Veranstaltungen wie Skikursen und Sprachreisen verwendet werden soll.

"Neutrales Semester"

Für die Studierenden will Faßmann das "neutrale Semester" an den Hochschulen durchsetzen. Zwar betonte er, eine Verständigung mit den Rektoren anzustreben. Doch kündigte er gleichzeitig an, sich im Nationalrat um eine Verordnungsermächtigung zu bemühen, diesen Vorschlag auch umsetzen zu können.

Ein "neutrales Semester" hätte vor allem die Auswirkung, dass Studierende nicht um Beihilfen umfallen und sich auch etwa die Mindeststudiendauer indirekt um ein Semester erhöht.

Laptops für Kinder

Die zahlreichen Hinweise, dass vor allem Schülerinnen und Schüler in sozioökonomisch schwachen Familien sich schwer tun mit dem Fernunterricht, sind auch beim Minister angekommen. Für jene, die es sich nicht leisten können, sollen deshalb digitale Endgeräte zur Verfügung gestellt werden - spricht Laptops.

Umfrage unter Eltern

Faßmann gab auch das Ergebnis der jüngsten Umfrage zum Lernen zu Hause bekannt: Demnach bedeute dieses für ein Drittel der Eltern kein Problem, für ein weiteres Drittel ein geringes Problem und für ein Drittel ein erhebliches Problem.

Ungleiche Bedingungen

Die Bundesjugendvertretung (BJV) hat am Dienstag davor gewarnt, die negativen Auswirkungen der Corona-Krise auf Kinder außer Acht zu lassen. Da Schulen und Kindergärten ausfallen, herrschten für Kinder derzeit "ungleiche Bedingungen", so BJV-Vorsitzende Caroline Pavitsits.

Während manche Kinder gewonnene Zeit mit ihren Eltern im Garten genießen können und Unterstützung für Home Schooling erhalten, wissen andere Familien nicht, wie sie den Alltag bewältigen sollen.

Mit den Schulschließungen haben Österreichs Lehrer ihren Unterricht vielfach mit viel Kreativität und Engagement auf Fernlehre und digitale Kommunikation umgestellt. Für viele Familien bedeutet die Beschulung daheim allerdings eine große Belastung - vor allem für jene, die ohnehin schon weniger Ressourcen und damit schlechtere Bildungschancen haben. Experten plädieren dafür, Druck rauszunehmen.

Lehrer stünden gerade vor einem Spagat, wie eine Volksschullehrerin aus Wien-Meidling der APA schildert: Während die Eltern vor einer Überforderung der Kinder mit zu vielen Aufgaben warnen, hieße es von Schulleitung und Bildungsministerium: "Ihr werdet weiter bezahlt, ihr müsst leisten." Eine Verlängerung der Schulsperren nach Ostern werde die Eltern vielfach an die Grenzen bringen, fürchtet sie. "Das Konfliktpotenzial wird größer, die Frustrationstoleranz geringer."