Am Wahlabend hatte Franz Schnabl noch patzig einem Journalisten geantwortet, er wüsste nicht, warum in der niederösterreichischen SPÖ Feuer am Dach sei. 24 Stunden später war Schnabl als Parteichef Geschichte. Vergleichsweise geräuschlos ging die Personalrochade in St. Pölten über die Bühne, davon kann sich die ÖVP einiges abschauen. Aber nicht nur das. Zwei Stunden nach der Ernennung begab sich Sven Hergovich bereits in die Höhle des Löwen – zu Armin Wolf in die ZiB 2, wo bisweilen auch Minister kläglich abschneiden. Wer befürchtete, der frischgebackene Chef der niederösterreichischen SPÖ, der aus rotem Stall kommt, allerdings ein politischer Nobody und noch dazu erst 34 Jahre ist, würde vom ORF-Moderator mit Haut und Haaren verschlungen, wurde eines Besseren belehrt. Schlagfertig, frech parierte er die Fragen.

Ob da wirklich ein neuer Hoffnungsträger in der SPÖ heranreift – der "Falter" titelte im letzten Sommer "Genosse Wunderkind" – oder ob der bisherige AMS-Chef an der heillos zerstrittenen niederösterreichischen SPÖ zerschellt, bleibt offen. Eines fällt allerdings auf: Wenn es eng wird in der SPÖ, gelingt es immer wieder, relativ rasch jemanden aus dem Hut zu zaubern, der der Partei zwar nahesteht, aber nicht aus dem Apparat kommt, allerdings eine erfolgreiche Managerkarriere (im staatsnahen Bereich) hingelegt hat – und den die Öffentlichkeit nicht wirklich am Radar hatte.

Franz Vranitzky war in jungen Jahren Büroleiter von Finanzminister Hannes Androsch, ehe er in den staatsnahen Banken-Sektor wechselte, zuletzt an der Spitze der Länderbank stand, ehe er 1984 zum Finanzminister und 1986 zum Bundeskanzler aufstieg. Dreimal holte er für die SPÖ Platz eins bei Nationalratswahlen. Viktor Klima war Manager bei der OMV, als ihn 1992 der Ruf ereilte, zunächst als Verkehrs-, dann als Finanzminister, schließlich als Kanzler. Franz Voves war Vorstand in der Merkur-Versicherung, als er 2001 steirischer SPÖ-Chef wurde. 2005 schaffte Voves das Kunststück, der ÖVP den Landeshauptmannsessel abzutrotzen. Christian Kern begann als SPÖ-Pressesprecher, ehe er zum Verbund und dann zur ÖBB wechselte – bei der Bahn stieg er zum Konzernchef auf, 2016 wurde er Kanzler, 2017 verlor er allerdings die Wahl. In diese Fußstapfen will Hergovich nicht treten wollen.