Beate Meinl-Reisinger will regieren. Das zumindest ist klar nach dem Auftakt der ORF-Sommergespräche mit der Neos-Chefin: „Wenn du etwas schlechtes siehst und dann die Macht hast, es besser zu machen – das ist schon ein gutes Gefühl“, erzählt Meinl-Reisinger da aus ihrer Erfahrung im Kabinett von Ex-VP-Staatssekretärin Christine Marek – und man spürt ihre Lust, das noch einmal zu erleben.

Dem Team rund um Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher ist ein kleines Kunststück gelungen: Ein Sommergespräch-Format zu finden, das sowohl Durchschnittszuschauer als auch Politik-Begeisterten gerecht wird. Kunstgriff: Die Sendung wird in drei Akte zerlegt.

Video, Plaudern und "zib2 plus"

Als erstes ein Einspieler, der ihre Biografie aufreißt: Ein Schulkamerad erzählt von der jungen Meinl-Reisinger („war schon damals goschert“), ihr Mentor Othmar Karas von ihrer Enttäuschung in der ÖVP.

Dann folgt der Plauderteil: An einer Bar darf sich die Parteichefin selbst charakterisieren („immer das Wort ergriffen, wenn ich etwas ungerecht gefunden habe“) und mit „soften“ Fragen aufwärmen.

Und zwar für den dritten Akt, nennen wir ihn "Zib2-Interview plus": Moderatorin und Parteichefin wechseln ins Sitzen – und dann folgt eine halbe Stunde hartes, aber klares Interviewgespräch.
In diesem Teil schlägt sich Meinl-Reisinger teils ausgezeichnet, etwa wenn sie über „ihre“ Herzensthemen spricht: Bildung etwa oder Konzepte in Sachen Klimapolitik.

Aber in einer Reihe von Fragen bleibt sie Antworten schuldig: Die Ablehnung einer Impfpflicht kommt erst auf mehrfache Nachfrage; ob der Ibiza-U-Ausschuss verlängert werden soll, beantwortet sie nicht („ich will nicht mehr über den Ausschuss reden, sondern dass die Politik endlich sauberer wird“).

An dem härtesten Moment des Gesprächs hat Meinl-Reisinger schließlich ziemlich zu Kauen: an der Frage, ob die Neos nicht auch an der vergifteten Politlandschaft mit Schuld seien, die Wirtschaftssprecher Josef Schellhorn im Abgang diagnostiziert hat.

Gemeinden bei Raumordnung entmachten

Inhaltlichal schlägt Meinl-Reisinger unter anderem vor, als Beitrag zum Klimaschutz die Gemeinden bei der Raumordnung entmachten. Denn Österreich sei "Weltmeister" bei der Bodenversiegelung, weshalb das Regenwasser nicht mehr versickern könne, erinnerte sie an die kürzlichen Überschwemmungen.

als Beitrag zum Klimaschutz die Gemeinden bei der Raumordnung entmachten. Denn Österreich sei "Weltmeister" bei der Bodenversiegelung, weshalb das Regenwasser nicht mehr versickern könne, erinnerte sie Montagabend im ORF-"Sommergespräch" an die kürzlichen Überschwemmungen. Eine generelle Corona-Impfpflicht lehnte Meinl-Reisinger ab, zu den Corona-Beschaffungen plädierte sie für einen gemeinsamen U-Ausschuss mit den Regierungsfraktionen.

Ankündigung im Bikini

Ein Instagram-Video der Neos-Chefin im Bikini sorgte übrigens am Wochenende für Aufsehen. Meinl-Reisinger warb darin ungewohnt freizügig für ihren Auftritt beim Sommergespräch, bevor sie sich per Kopfsprung in den Altausseer See verabschiedete.