"Ich gratuliere und wünsche viel Erfolg – und einen sicheren Weg aus der Kriminalität“, sagt Alma Zadić, als sie zehn jungen Männern Urkunden in die Hand drückt. Sie werden das Gefängnis in einigen Monaten als ausgebildete Metall-Facharbeiter verlassen.

Es ist eine Überraschung für zehn Häftlinge der Justizanstalt Sonnberg, die gerade hinter Gittern ihre Ausbildung abgeschlossen haben: Statt ihre Zeugnisse nur von der Kammer-Kommission überreicht zu bekommen, die ihnen gerade die Prüfung abgenommen hat – drei ältere Herren aus Metall-Betrieben –, steht am Dienstagmittag die Justizministerin höchstpersönlich vor ihnen.

Sonnberg nahe dem niederösterreichischen Hollabrunn – ein mittelgroßes Gefängnis mit derzeit 346 von maximal 350 Insassen, 62 Prozent davon Ausländer, Schwerpunkt Sexualstraftaten – steht mit seinem Ausbildungsprogramm exemplarisch für die Richtung, die Zadić haftpolitisch gehen will. Bis zu 24 Häftlinge können parallel binnen 16 Monaten die Metaller-Lehre machen.

„Von den Insassen, die die Ausbildung absolviert haben, werden in drei Jahren nach der Entlassung 56 Prozent nicht mehr rückfällig“, sagt René Zeitlberger, Leiter des Wirtschaftsbereichs in Sonnberg, „bei jenen ohne Ausbildung sind es nur 41 Prozent“. Er hat die Rückfallquoten der Häftlinge wissenschaftlich begleitet – eine Differenz von 15 Prozentpunkten zwischen rückfällig und nicht-rückfällig: für Justizpolitiker so etwas wie der Heilige Gral der Resozialisierung.

Derzeit wird rund die Hälfte aller Haftentlassenen binnen vier Jahren wieder rückfällig. Jeder Prozentpunkt, den man das senken könne, sagt Zadić, mache Österreich nicht nur sicherer, sondern spare auch Ressourcen. Zum Beispiel in den Gefängnissen, die oft am Limit sind – Anfang August waren 8565 Menschen inhaftiert, die Kapazität liegt bei 8800.

300 neue Stellen im Vollzug

Beschwerden, dass es an Personal mangelt – in der Justizwache wie bei Sozialarbeitern und Psychologen –, wie es Erich Huber-Günsthofer, Leiter der Justizanstalt Sonnberg, in seiner Festrede trotz erkennbarer Freude über den Besuch aus Wien vorbringt, hört die Grün-Politikerin oft. Sie verweist dann auf das Jobprogramm, in dem über die nächsten Jahre 300 neue Stellen im Strafvollzug geschaffen werden sollen.

Bei ihrer „Sommertour“ reist Zadić derzeit durch das ganze Land, besucht Bezirksgerichte, Gefängnisse – und Vereine, die sich der Resozialisierung widmen. Einerseits, um nach dem ersten Halbjahr im Ministerium – zuerst die aus Sicht des Ressorts erfolgreichen Budgetverhandlungen, dann der Lockdown – alle Seiten der Justiz kennenzulernen; zum anderen, um Ideen für eine Reform des Strafvollzugs zu sammeln.

In Wien hat Zadić eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die noch heuer Eckpunkte einer Reform vorlegen soll, um die Rückfallquote zu senken. Drei Stoßrichtungen hätten sich bereits herauskristallisiert, sagt die Ministerin der Kleinen Zeitung: Erstens, die Berufsausbildung in der Haft – Ergebnisse wie in Sonnberg zeigen, dass die Chancen auf eine gelungene Resozialisierung mit Jobaussichten steigen. Zweitens will die Ministerin bessere Nachbetreuung bieten – derzeit gibt es Bewährungshilfe nur bei bedingten Entlassungen. Zuletzt soll auch geprüft werden, ob der Hausarrest mit Fußfessel auf weitere Verurteilte ausgedehnt werden kann. Viele Ansätze also für den Slogan von den „Wegen aus der Kriminalität“.