Die Zukunftsfrage der Luftraumüberwachung birgt für die türkis-grüne Regierung noch einiges Potenzial an Zündstoff. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) will bis Sommer entschieden haben, die Grünen präferieren eine Lösung ohne Eurofighter. Die Zeit drängt, weil das System Eurofighter demnächst eine technische Überholung braucht und auch die letzten zwölf flugfähigen Saab 105 ab 2021 keine Starterlaubnis mehr bekommen.

Der dieser Tage behobene Totalausfall der Saab-Düsentrainer wegen defekter Zugbolzen hatte David Stögmüller von den Grünen im Vorjahr zu einer parlamentarischen Anfrage veranlasst. Deren Beantwortung durch das Verteidigungsministerium liegt nun vor (hier zum Download): Demnach liegt der jährliche Betriebsaufwand für die Eurofighter bei 60 bis 65 Millionen Euro (bei rund 1400 Flugstunden), der Betrieb der Saab 105 mit weit weniger Flugstunden kostete maximal vier Millionen Euro.

Im Vorjahr stiegen die Bundesheer-Jets zu insgesamt 27 Alarmstarts auf, fünf davon absolvierten die teils 50 Jahre alten Saab. Die fehlende Funkverbindung zu eindringenden Flugzeugen war in 23 Fällen Grund für solche Einsätze der „Priorität Alpha“. In zwei Fällen lösten ausländische Militärmaschinen Alarmstarts aus. Weiteren 32 Militärflugzeugen wurde das Eindringen in unseren Luftraum durch den diensthabenden Offizier nicht erlaubt. Jährlich fliegen übrigens zwischen 5000 und 6000 ausländische Militärmaschinen ganz offiziell über unser Staatsgebiet.

Noch kein Totalausfall

Was Verteidigungsministerin Tanner in der Beantwortung weiters festhält: Die aktive Luftraumüberwachung konnte von 2014 bis 2019 an allen Tagen durchgeführt werden – auch bei Schlechtwetter. Und im Vorjahr waren durchschnittlich fünf von 15 Eurofightern einsatzbereit, das ist unter den gegebenen Umständen kein schlechter Wert. 16 Piloten standen dem Überwachungsgeschwader in Zeltweg zur Verfügung.

Eurofighter Typhoon des Bundesheeres
Eurofighter Typhoon des Bundesheeres © Bundesheer/HORST GORUP

Grünen-Wehrsprecher David Stögmüller sieht sich durch die Zahlen in seiner Haltung bestärkt: „Wir stehen zur aktiven Luftraumüberwachung, aber es braucht eine Alternative zum Eurofighter.“ Deren Betrieb sei auf jeden Fall zu teuer, um damit alleine den Luftraum zu sichern. „Wir brauchen jetzt rasch eine Entscheidung über die Nachfolge der Saab 105“, richtet er Regierungspartner ÖVP aus. Eine „Taskforce“ solle ermitteln, mit welchen kostengünstigen Alternativen man die Luftraumüberwachung aufrechterhalten könne. Stögmüller selbst drängt zu einer langfristigen Gesamtlösung ganz ohne Eurofighter: „Der war bisher ein Milliardengrab, das brauchen wir nicht.“

Eine rasch umsetzbare Möglichkeit sieht der Abgeordnete im Leasing von italienischen „Advanced Jet Trainern“. Der M-346 von Leonardo gilt seit Jahren als Favorit für die Saab-Nachfolge, als Eurofighter-Ersatz taugt er aber nur bedingt. Auch weil dem Jet-Trainer die Überschallfähigkeit fehlt.