Österreichs Polizei hat 2018 bei einem Dutzend Veranstaltungen mit einem Mercedes G um Rekruten geworben - den sie gar nicht nutzt.

Außerdem hat sie in einem Folder mit einer Gehaltsangabe von 3.600 Euro pro Monat geworben - ein Betrag, der nur mit 25 Überstunden im Monat, sowie mit zahlreichen Zulagen erreichbar ist.

Wie berichtet wollte Neos-Abgeordnete Stephanie Krisper von der Polizei wissen, wie sie zu solchen Werbemaßnahmen kommt. Nun hat Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) die Anfrage beantwortet.

Der Mercedes G im Polizei-Design: Er wurde 2018 bei zwölf Veranstaltungen eingesetzt, um Aufmerksamkeit zu schaffen.
Der Mercedes G im Polizei-Design: Er wurde 2018 bei zwölf Veranstaltungen eingesetzt, um Aufmerksamkeit zu schaffen. © Neos/Parlament

Einsatz rein für Marketingzwecke

"Derzeit gibt es bundesweit kein Auto der Marke Mercedes G im Fuhrpark des BMI", heißt es in der Anfragebeantwortung. Warum dann trotzdem ein solcher Geländewagen für die Werbung eingesetzt wurde?

"Für Marketingzwecke. Vorbild war der erfolgreiche Einsatz des Porsche 911. Gewählt wurde ein Produkt mit starkem Österreich-Bezug; die G-Klasse wird seit über 40 Jahren in Österreich produziert. Zudem erfolgte im Vorjahr die Vorstellung des neuen Modells. Das Fahrzeug steht somit für österreichische Qualität und Beständigkeit und verkörpert Eigenschaften, die auch auf den Polizeiberuf umgelegt werden können. So wie der Polizeiberuf nicht alltäglich ist, ist auch der Geländewagen nicht alltäglich."

"Das Fahrzeug erzielte die gewünschte Aufmerksamkeit in der dafür vorgesehenenZielgruppe. Die Marketing-Strategie konnte damit erfolgreich umgesetzt werden."

Und, ein besonderes Schmankerl aus Kickls Anwort: "Zudem wurde auf den damaligen Werbeslogan von Mercedes-Benz Bezug genommen: Das Beste oder nichts. Auch die Polizei sucht die Besten der Besten."

Insgesamt kam das Auto 2018 bei zwölf Veranstaltungen zum Werbe-Einsatz - angefangen mit der Formel 1 in Spielberg über die Heißluftballon-WM bis zum "Spartan Race" sollte der Mercedes als Magnet für potenzielle Rekruten dienen. Als Kosten weist Kickl nur 4.567,56 Euro aus, die das Branding des Autos gekostet habe - allerdings habe eine externe Werbeagentur bereits 2017 ein Fahrzeug-Design entwicklet - wie viel das gekostet hat, lässt die Beantwortung offen.

Der Flyer, mit dem die Polizei potenziellen Rekruten 3.600 Euro monatlich in Aussicht stellt
Der Flyer, mit dem die Polizei potenziellen Rekruten 3.600 Euro monatlich in Aussicht stellt © Neos/Parlament

"Von Polizisten wird erwartet, dass sie sich selbst informieren"

Zu den 3.600 Euro hat Kickl folgendes zu sagen: "Der Betrag von € 3.600,- ist ein von der Personalabteilung des BMI ermittelter Richtwert. Eine Aufschlüsselung dieses Betrags findet sich unter
www.polizeikarriere.gv.at

Der Wert von € 3.600,- beruht auf folgender Berechnung, die von monatlich 25 Überstunden (unterschiedlicher Wertigkeit) und 28 Journaldienststunden ausgeht. Darüber hinaus sind auch alle sonstigen, einzeln zu verrechnenden Nebengebühren inkludiert, die nicht bloß für Mehrdienstleistungen, sondern auch für dienstplanmäßige Leistungen vor allem zur Nachtzeit
und an Wochenenden gebühren (z.B. Nachtdienstzulage und Sonn- und Feiertagszulage).

Aus der Antwort Kickls: Die Tabelle, wie die 3.600 Euro, die angehenden Polizisten versprochen wurden, zusammenkommen.
Aus der Antwort Kickls: Die Tabelle, wie die 3.600 Euro, die angehenden Polizisten versprochen wurden, zusammenkommen. © BMI / Parlament

Ob das nicht irreführend sei, wollte Krisper wissen. Kickl: "Von Bewerberinnen und Bewerbern der Polizei wird erwartet, dass sie sich weitere Informationen über ihren künftigen Arbeitgeber einholen."

Außerdem erklärt Kickl noch, wie viel die Verteilung des Flyers  gekostet hat: "Die Gesamtkosten für die angeführte Kampagne in der Tageszeitung „Österreich“ betragen laut Angebot € 109.740,11 inkl. Steuern.