Mit koalitionären Jubelchören, die das jetzt in Begutachtung geschickte Plastiksackerlverbot begleitete, wurde nicht gespart: „Mit dem Verbot von Einweg-Plastiksackerln zählen wir zu den Vorreitern in Europa. Es gibt nur zwei Staaten, die das vor Österreich umgesetzt haben“, erklärte Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Mit den beiden anderen Ländern sind Frankreich (seit 2016 gilt hier ein landesweites Verbot nicht kompostierbarer Plastiksackerln) und Italien (seit 2011 sind dort Plastiksackerln aus biologisch nicht abbaubarem Material verboten) gemeint.

Plastiksackerl-Bann ab 1. Jänner

In Österreich geht es also ab dem 1. Jänner 2020 Einweg-Kunststofftragetaschen an den Kragen/Griff. Der Bann kommt mit Ausnahmen: Ausgenommen davon sind einerseits „sehr leichte Tragetaschen (Obst- oder Knotenbeutel), die biologisch abbaubar sind und aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden“. Andererseits dürfen „Mehrwegtaschen aus Kunststoffgewebe, mit vernähten Verbindungen oder mit vernähten Tragegriffen oder Tragegriffen, die entsprechende Stabilität aufweisen und für den mehrmaligen Gebrauch konzipiert sind“, weiter verkauft werden. Ausgenommen sind z. B. auch Müllsäcke, Hundesackerln oder Gefrierbeutel. Noch lagernde Einweg-Plastiksackerln? Dürfen bis zum Jahresende 2020 abverkauft werden.

Der den Planeten seit Jahrzehnten überziehenden Plastikflut und der Verseuchung durch Mikroplastik vom Ozeangrund bis auf die Berge hinauf wird ein wichtiger Schritt entgegengesetzt. Dass dies alleine bei Weitem nicht ausreichen wird, um den Kunststoff-Tsunami bis zum Jahr 2025 um 20 bis 25 Prozent reduzieren - so die EU-Vorgabe -, scheint indes klar.
Die Umweltschutzorganisation Global 2000 begrüßte das Aus für Einweg-Plastiksackerln, erhebt gleichzeitig aber auch Verbesserungsbedarf: „Ein guter und wichtiger Schritt, wir vermissen allerdings begleitende Maßnahmen zur Forcierung von Mehrweglösungen“, betont Ökologin Lisa Kernegger.

Miserable Ökobilanz

Der WWF pocht auf ökologisch vernünftige Umsetzung: „Wegwerfprodukte müssen überall zurückgedrängt werden. Denn unsere Umwelt hat nichts davon, wenn Einweg-Plastiksackerln einfach nur durch solche ersetzt werden, deren Ökobilanz gleich miserabel oder sogar schlechter ist“, so Elisa Gramlich.

Greenpeace kritisiert, dass der Entwurf keinen Mindestpreis für die Alternativen zu den Kunststoffprodukten vorsieht. So wird das Müllproblem laut der Naturschutzorganisation nicht gelöst, sondern auf andere Materialien verschoben. Der Entwurf habe daher „eine große Schwäche“, mahnt Nunu Kaller.

Die Liste Jetzt, die auf eine (nun von Köstinger zugesagten) Machbarkeitsstudie für die Einführung eines Pfandsystems für Getränkeverpackungen drängte, fordert „substanzielle Müllreduktion“. Laut Umweltministerium sind in Österreich pro Jahr 400 Millionen Plastiksackerln allein über den Lebensmittelhandel im Umlauf, was 5000 bis 7000 Tonnen Plastikmüll verursacht. Klingt nach viel, ist viel - doch insgesamt machen Plastiksackerln gerade zwei Prozent des gesamten Plastikverpackungsmülls aus. Gespanntes Warten auf weitere Mosaiksteine, um diese Welt zu entplastifizieren.