Im Korruptionsprozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) rund um die Buwog-Privatisierung hat am Mittwoch der angeklagte Schweizer Vermögensverwalter Norbert Wicki seine Sicht der Finanztransaktionen rund um zwei Briefkastengesellschaften - Mandarin und Catherine Participation - abgegeben. Wicki sieht sich als Opfer von Walter Meischberger und Grasser und sagte, er sei "stinksauer".

Wicki ist wegen Geldwäsche und Beweismittelfälschung angeklagt, er weist die Anklagevorwürfe zurück. Auf die Frage von Richterin Marion Hohenecker, ob er Meischberger als Ausgangspunkt allen Übels sehe, das ihn getroffen habe, bejahte er. Kurz darauf ergänzte er, schuld sei auch Grasser, denn dieser habe ihm schließlich Meischberger vorgestellt.

Vermögensverwalter Norbert Wicki vor dem Gericht

Auf dem Konto der Briefkastengesellschaft Mandarin bei der Raiffeisen Bank Liechtenstein liefen zahlreiche Transaktionen ab: Geld von einem der Liechtenstein-Konten, auf denen die Buwog-Provision lag, wurde überwiesen, das "Schwiegermuttergeld" Grassers wurde von der Meinl Bank auf das Mandarin-Konto transferiert, und es gab Bareinzahlungen von rund 950.000 Euro. Weiters wurden Wertpapiere gekauft, darunter Meinl International Power-Aktien. Als Wirtschaftlich Berechtigte des Kontos gegenüber der Bank war Wickis betagte Mutter angegeben, die ein größeres Erbe erwartete - das aber nie eintraf.

Wicki war der langjährige Vermögensverwalter von Grassers Schwiegermutter, Marina Giori-Lhota, und seiner Ehefrau Fiona aus der Swarovski-Familie. Grasser habe ihm Meischberger avisiert, dieser habe dann mit ihm einen Kreditvertrag und einen Securities Lending Vertrag vereinbart. 500.000 Euro aus der Buwog-Provision flossen von einem Buwog-Liechtenstein-Konto auf das Mandarin-Konto in Liechtenstein, dort wurden nach einigen Monaten mit dem Geld MIP-Aktien gekauft. Meischberger habe dann das Stimmrecht zugunsten seines Freundes Grasser ausüben wollen, ein eigens dafür aufgesetzter Securities Lending Vertrag sei aber nicht umgesetzt worden, sagte Wicki. Grasser habe von all dem nichts gewusst, sagten Meischberger und Wicki heute.

Auch Grasser gab an, er sei "aus allen Wolken gefallen", als er im Herbst 2009 zunächst von Meischberger und dann von Wicki erfahren habe, dass am Mandarin-Konto er selber die Schwiegermutter-Geld-Überweisung, Wicki Bargeldeinzahlungen und Meischberger Aktienkäufe getätigt hatten. Als er erfahren habe, dass das Mandarin-Konto nicht für 20, 30 Kunden treuhändisch genutzt wurde, sondern nur für Meischberger, Wicki und ihn, sei er "das dritte Mal aus allen Wolken gefallen".

Laut dem beim früheren Meischberger-Anwalt Gerald Toifl beschlagnahmten Leistungsverzeichnis gab es im Herbst 2009, als die Causa um die Buwog-Millionenprovision erstmals öffentlich wurde, mehrere Telefonate mit Wicki und Grasser. Bei einem Treffen mit Grasser am 3. Dezember 2009 sei er empört gewesen, da er wegen Meischberger und Grasser eine hohe Steuerzahlung erwartete, sagte Wicki, obwohl er seine Einkünfte bereits in der Schweiz korrekt versteuert habe. Das Mandarin-Konto sei bis heute gesperrt, empörte sich der Vermögensverwalter.

Im Laufe der heutigen Verhandlung zeigte sich wieder die genaue Aktenkenntnis von Richterin Marion Hohenecker, die etwa in einem mutmaßlichen Schreiben Meischbergers an Wicki auf eine Schweizer Schreibweise hinwies - ohne scharfes S . Daraufhin zeigte Meischberger ihr ein zweites Schreiben an Wicki, in dem er ebenfalls "Grüsse" - also ohne scharfes S - geschrieben hatte. Die Richterin fand in dem Schreiben prompt neue Ungereimtheiten: So gab Meischberger damals an, er habe Wicki durch seinen Bankberater kennengelernt - während Wicki selber sagte, es sei über Grasser gewesen.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.