Der Wanzen-Fund im Büro von Vizekanzler Heinz-Christian Strache am Wiener Minoritenplatz wird immer mysteriöser. Das  FPÖ-geführte  Verteidigungsministerium hat am Freitag darauf beharrt, dass im Vizekanzlerbüro sehr wohl eine funktionierende Überwachungsanlage gefunden wurde. "Durch das Abwehramt wurde ausprobiert, ob diese Anlage funktioniert und sie hat funktioniert", sagte Ministeriumssprecher Michael Bauer am Freitag gegenüber der APA.

Am Vortag hatten Geheimdienstexperten stark die These des Wanzenfunds angezweifelt. Der ehemalige Sektionschef im Kanzleramt Manfred Matzka meinte, womöglich handle es sich um eine simple Übertragungsleitung aus dem Parlament. In Justizkreisen heißt es lapidar, "die ganze Sache ist mysteriös." Der frühere Kanzleramtsminister Thomas Drozda, der bis Dezember im Büro saß, klagte im Mittagsjournal darüber, dass er weder vom Vizekanzler noch vom Innen- oder Verteidigungsminister über die Anlage informiert wurde. 

Der Bericht des Abwehramtes über die gefundene Anlage sei in der
vorletzten Jännerwoche an das Büro von Vizekanzler Heinz Christian
Strache (FPÖ) übermittelt worden. Dass es sich bei der verdächtigen
Verkabelung lediglich um eine Anlage zur Übertragung von
Parlamentssitzungen handeln könnte, wies Bauer zurück: "Es wurde im
Zuge dieser Überprüfung eine technische Einrichtung gefunden, die es
zulässt, Gespräche aus diesem Raum zu übertragen."

Außerhalb des Raumes sei es technisch möglich gewesen, die
Gespräche aufzunehmen, mitzuhören und verschiedene
Übertragungsmedien anzuschließen, betonte Bauer. Dementiert wurde
vom Ministeriumssprecher allerdings, dass das verdächtige Kabel -
wie in ersten Medienberichten über die Causa behauptet - ins Freie
führte.  Abgesehen von der Überwachungsanlage habe der 34 Seiten
starke Bericht "weitere schwere Sicherheitsmängel" im Büro
festgestellt, so der Ressortsprecher.

Eine historische Einordnung der Anlage hat das Heeresabwehramt
laut Bauer nicht vorgenommen.    In dem Büro saßen einst die Vizekanzler Josef Riegler, Hubert Gorbach, Riess-Passer und dann die Kanzleramtsminister Josef Ostermayer und Thomas Drozda.