Als "überzeugter Demokrat und Freund des türkischen Volkes" müsse er diesen Schritt setzen, teilte der Nationalratsabageordnete Hannes Jarolim (SPÖ) dem Botschafter in Österreich in einem Schreiben mit. Das Verhalten Recep Tayyip Erdogans und seines Umfeldes sei "mit der Wertewelt demokratischer Staaten nicht vereinbar". Denn einerseits würden die Kurden - die hervorragenden Anteil am Kampf gegen den IS hätten - "aufs blutigste bekämpft", und andererseits immer wieder Schritte gesetzt, die den Kampf gegen den IS behindern.

"Ich bin der Meinung, dass sich das freiheitsliebende türkische Volk einen Präsidenten, zu dem sich Präsident Erdogan nun entwickelt, nicht verdient hat", schreibt Jarolim. Er äußert "große Sorge und Unverständnis" über die "brutalen, autoritären und durch nichts gerechtfertigten Aktivitäten" des Präsidenten - von der undemokratischen, "vom Zaun gebrochenen Neuwahl" über die Beschränkung der Meinungsäußerungs- und Versammlungsfreiheit, intransparente Gerichtsverfahren bis zur "jüngsten und gezielten Vernichtung von Teilen des eigenen Volks".

Jarolim hat sein Schreiben an Botschafter Mehmet Hasan Gögüs, Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) und Brigitte Jank (ÖVP) gesandt. Jank ist die Vorsitzende der - von österreichischer Seite bisher 15 Nationalrats- und Bundesratsabgeordnete umfassenden - Freundschaftsgruppe.