Im Vorfeld der traditionellen Ansprachen zum politischen Aschermittwoch ruft Bundespräsident Alexander Van der Bellen alle Redner zur rhetorischen Zurückhaltung auf. Bekanntlich zeichnen sich die Auftritte zu Beginn der Fastenzeit, die den Charakter von Büttenreden besitzen und in Bayern ihren Ausgang genommen haben, oft durch eine besonders aggressive Wortwahl aus. Heute Abend laden FPÖ-Chef Herbert Kickl in Ried, SPÖ-Chef Andreas Babler im obersteirischen Kobenz und ÖVP-Chef Karl Nehammer zum politischen Aschermittwoch ein.

Die Reden würden sich, so Van der Bellen in großer Sorge, dadurch auszeichnen, dass „immer öfter über andere Menschen geredet wird – und nicht mit ihnen“.  Und: Die „Anderen“, das wären die, über die man sich getrost lustig machen kann. Jene, auf die man herabsehen kann. Die „Anderen“, das wären zum Beispiel die Bösen, die Unfähigen, die Korrupten. Und „wir“, das wären dann natürlich die Guten. Jene, die recht haben – und das Recht, über die „Anderen“ zu urteilen.

Jeder trage dazu bei, wie sich die Stimmung im Land entwickelt

Der Bundespräsident verweist in seiner kurzen Aussendung indirekt auf die Causa Föderl-Schmid („Ereignisse der letzten Tage“) und das bevorstehende Wahljahr: „Egal, ob Sie eine Rede vor Tausenden Menschen halten, im Freundeskreis ein Gerücht weitererzählen oder einen Witz auf Kosten anderer machen. Egal, ob das alles in den sozialen Medien oder ‚offline’ geschieht. Halten Sie kurz inne und überlegen Sie: ‚Würden Sie das der Person, um die es geht, auch direkt sagen und ihr dabei in die Augen schauen? Schaden Sie diesem Menschen damit? Verletzen Sie diese Person damit? Haben Sie Ihre Behauptung, das Gerücht überprüft, gegengecheckt?’“

Jeder trage mit seinen Äußerungen dazu bei, wie sich die Stimmung im Land entwickle, ob sie „vertrauensvoll“ bleibe oder ob sie „vergiftet“ werde.