Bei der slowenischen Präsidentenwahl hat am Sonntagabend der konservative Ex-Außenminister Anže Logar mit Abstand gewonnen. Logar kam auf 34 Prozent der Stimmen und wird am 13. November in einer Stichwahl gegen die Quereinsteigerin Nataša Pirc Musar antreten, die 26,9 Prozent der Stimmen erreichte. Dies teilte die Wahlkommission nach Auszählung von 94 Prozent der Stimmen mit. Der Kandidat von Regierungschef Robert Golob, EU-Mandatar Milan Brglez, kam nur auf 15,4 Prozent.

Golob war erst im April nach einem Erdrutschsieg seiner Freiheitsbewegung (GS) an die Macht gekommen. Das Abschneiden von Brglez wollte der Regierungschef nicht als Niederlage des Regierungslagers werten. Vielmehr stellte er sich am späten Abend hinter Pirc Musar und zeigte sich überzeugt, dass sie die Stichwahl gegen Logar gewinnen werde. Logar war als unabhängiger Kandidat angetreten, um sich vom umstrittenen Ex-Premier Janez Janša zu distanzieren, dessen enger Weggefährte er über zwei Jahrzehnte gewesen war.

Politischer Dämpfer für Regierungschef Golob

Das schlechte Abschneiden von Brglez ist ein massiver politischer Dämpfer für den liberalen Regierungschef Robert Golob, der den Ex-Parlamentspräsidenten für seine Freiheitsbewegung (GS) ins Rennen geschickt hatte. Diese hatte erst im April bei der Parlamentswahl einen Erdrutschsieg errungen und die konservative Demokratische Partei (SDS) Logars auf die Oppositionsbank verbannt.

Nach Wahlschluss um 19 Uhr hatten sich die favorisierten Kandidaten zuversichtlich geäußert. "Wir erwarten einen Sieg in der Stichwahl", sagte die Wahlkampfleiterin des konservativen Ex-Außenministers Anže Logar, Romana Jordan, im TV-Sender RTV Slovenija. "Das Halbfinale habe ich hinter mir gelassen. Ich bin überzeugt, dass ich im Finale bin", sagte die laut Umfragen zweitplatzierte Kandidatin Nataša Pirc Musar.

Harter Kampf um liberale Wähler

Pirc Musar und Brglez hatten sich einen harten Kampf um linke und liberale Wähler geliefert. Der frühere Parlamentspräsident wurde von der Freiheitsbewegung (GS) und den mitregierenden Sozialdemokraten von Außenministerin Tanja Fajon unterstützt. Die frühere Informationsbeauftragte Pirc Musar ging mit der Unterstützung der Ex-Präsidenten Milan Kučan und Danilo Türk ins Rennen. Amtsinhaber Borut Pahor durfte nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Der passionierte Läufer meisterte am Wahltag eine besondere Herausforderung, lief er doch beim Marathon in Ljubljana mit.

Insgesamt bemühen sich sieben Kandidaten um das Präsidentenamt, darunter Janez Cigler Kralj von der christdemokratischen Oppositionspartei "Neues Slowenien" (NSi) und Miha Kordiš von der mitregierenden Linken. Die Anti-Corona-Maßnahmen-Partei Resni.ca schickte die Ärztin Sabina Senčar ins Rennen, für die Grün-Partei Vesna kandidierte der Kleinstadt-Bürgermeister Vladimir Prebilič.

Wahlbeteiligung um 16 Uhr bei 35 Prozent

Bei der Wahl zeichnete sich eine höhere Beteiligung ab. Sie lag um 16.00 Uhr bei 35 Prozent. Vor fünf Jahren hatten bis zu diesem Zeitpunkt 32,02 Prozent ihre Stimme abgegeben. Bis Wahlschluss um 19 Uhr kletterte sie auf 44,24 Prozent. Damals konnte der Anti-Establishment-Politiker und Ex-Komiker Marjan Šarec den Amtsinhaber in die Stichwahl zwingen.

Die Stichwahl findet am 13. November statt. Umfragen gaben Pirc Musar in einem Direktduell mit Logar die besseren Siegeschancen. Der Parteifreund des im April aus dem Amt gejagten Premiers Janez Janša hatte vor allem während der slowenischen EU-Ratspräsidentschaft im Vorjahr an Statur gewonnen. In den Beliebtheitsrankings liegt Logar hinter dem scheidenden Präsidenten Pahor und Premier Golob auf dem dritten Platz.

Wunsch nach "aktiverem Staatschef"

Premier Golob drückte bei der Stimmabgabe die Erwartung aus, dass der neue Präsident oder die neue Präsidentin die Arbeit des bisherigen Amtsinhabers auf der internationalen Bühne fortsetzen werde. Im Inland wünsche er sich allerdings einen aktiveren Staatschef, der als moralische Autorität auftreten würde, sagte er STA zufolge.

Der frühere sozialdemokratische Regierungschef Pahor wurde insbesondere aus dem linken Lager immer wieder dafür kritisiert, bei wichtigen innenpolitischen Themen keine Stellung zu beziehen. Auch sagte er selbst von sich, keine moralische Autorität sein zu wollen. Golob wies darauf hin, dass dies kein Vorwurf an Pahor sei, der im Westbalkan und in Mitteleuropa einen hervorragenden Ruf genieße. "Es stimmt jedoch, dass in den letzten zwei Jahren viele erwartet hatten, dass er im Inland so aktiv sein würde wie auf der internationalen Bühne", meinte Golob mit Blick auf die umstrittene Amtszeit des rechtskonservativen Ex-Premiers Janez Janša.