Staatsnotar, Chefbeauftragter für Ordensverleihungen und Testimonial auf Social Media – in der Wahrnehmung der Menschen gibt es eine breite Schnittmenge zwischen dem Amt des österreichischen Bundespräsidenten und dem Staatspräsidenten im Nachbarland Slowenien. In der formalen Ausgestaltung des Amtes übrigens auch. Und auch die Zahl der Wahlwerbenden deckt sich mit sieben.
Bei den Prognosen für den Ausgang sieht es allerdings anders aus, denn Präsident Borut Pahor darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren. Die aussichtsreichsten Kandidaten für den ersten Wahlgang am morgigen Sonntag sind der konservative Ex-Außenminister Anze Logar, der von der Partei des Ex-Premiers Janez Jansa nominiert wurde und zwei Kandidaten aus dem links-liberalen Spektrum: der EU-Abgeordnete Milan Brglez und die parteiunabhängige Rechtsanwältin Natasa Pirc Musar. Während Brglez der Kandidat der Regierung von Premierminister Robert Golob ist und auch von ihm im Wahlkampf massiv unterstützt wird, ist Pirc Musar tatsächlich so etwas, wie eine unabhängige Kandidatin, mit einiger Prominenz jedoch. So war sie etwa Nachrichtenmoderatorin, schrieb Bücher über Informationsfreiheit und Transparenz und war sowohl Anwältin von Donald Trumps Ehefrau Melania, eine gebürtige Slowenin, als auch der Sozialdemokraten.
Dass am Sonntag ein Wahlsieger – oder eine Siegerin – feststeht, ist auszuschließen. Logar liegt in den Umfragen in Führung, jedoch errang noch nie ein Kandidat der rechten Parteien das Amt. Der Lagerwahlkampf, den man von den Parlamentswahlen im Frühjahr kennt, wird sich also fortsetzen.
Thomas Cik