Ein Foto von einem Weihnachts-Quiz zu Lockdown-Zeiten verschärft die vorweihnachtlichen Probleme des britischen Premiers Boris Johnson. Die Zeitung "Sunday Mirror" veröffentlichte eine Bildschirm-Aufnahme, die zeigt, wie der Regierungschef flankiert von Kollegen in seinem Londoner Regierungssitz an einem Online-Quiz teilnimmt. Eine Kollegin trägt ein Weihnachtshütchen, ein anderer eine Girlande um den Hals.

Das Quiz hat demnach am 15. Dezember 2020 stattgefunden, Johnson dabei als Quizmaster ein paar Fragen gestellt. Das Problem: In London galten damals strikte Corona-Beschränkungen, Zusammenkünfte unterschiedlicher Haushalte waren verboten. Ihm wird nun vorgeworfen, persönlich gegen Corona-Regeln verstoßen zu haben.

Die Downing Street bestätigte nach Angaben der Nachrichtenagentur PA, dass das Quiz digital stattgefunden habe. Johnson habe daran kurz teilgenommen, um seinen Mitarbeitern für ihre harte Arbeit während des abgelaufenen Jahres zu danken. Dem "Sunday Mirror" zufolge sollen sich viele Mitarbeiter während des Quizes in Büros vor Computern versammelt und Alkohol getrunken haben.

Nicht die ersten Vorwürfe dieser Art

Die oppositionelle Labour Party warf Johnson vor, für sich andere Regeln als für andere anzusetzen. Ex-Brexit-Minister Steve Baker, ein Parteikollege des Premiers, sagte am Sonntag in der BBC, Johnson müsse jetzt seine Position retten und die Angelegenheiten in den Griff bekommen. Gesundheitsminister Nadhim Zahawi verteidigte Johnson dagegen. Bei dem virtuellen Treffen seien die Lockdown-Regeln respektiert worden, sagte er Sky News.

Johnson muss sich seit Tagen mit Vorwürfen um Lockdown-Partys in seinem Regierungssitz herumschlagen. Auch wegen des teuren Umbaus seiner Dienstwohnung gibt es seit längerem Ärger. Gleichzeitig hat der Konservative wütende Hinterbänkler im Rücken, die es für übertrieben halten, dass er nach langem Zögern nun wegen der Omikron-Variante die Corona-Maßnahmen wieder verschärft hat.

Britische Regierung weitet Maßnahmen gegen Omikron aus

Die britische Regierung weitet ihre Maßnahmen gegen die Omikron-Variante des Coronavirus nochmals aus. So werden ab Dienstag in England die Regelungen für obligatorische Tests verschärft, wie das Gesundheitsministerium in London am Sonntag mitteilte. Vollständig geimpfte Menschen, die Kontakt zu einem positiv auf das Coronavirus Getesteten hatten, müssen sieben Tage lang täglich einen Schnelltest machen.

Sind Kontaktpersonen von positiv Getesteten hingegen nicht mindestens einmal geimpft, müssen sie künftig für zehn Tage in Quarantäne. Zudem werden die Auffrischungsimpfungen ab Montag auf Bürger ab dem Alter von 30 Jahren ausgeweitet.

Gesundheitsminister Sajid Javid wies zur Begründung der neuen Maßnahmen darauf hin, dass sich die Omikron-Variante rasant weiter in Großbritannien ausbreite. Zu erwarten sei, dass Omikron bis Mitte Dezember die dominierende Form des Coronavirus im Land sein werde.

Die Regierung in London hatte bereits in den vergangenen Tagen eine Reihe von Anti-Omikron-Maßnahmen beschlossen. So gilt seit Freitag eine Maskenpflicht für die meisten öffentlichen Gebäude. Zuvor waren Masken in England nur in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Geschäften gesetzlich vorgeschrieben.

Zudem gilt ab diesem Montag in England eine weitgehende Homeoffice-Pflicht. Ferner sollen Bürger ab Mittwoch einen Impfnachweis vorzeigen, wenn sie in Fußballstadien oder Nachtclubs wollen.

Die von der Regierung in London beschlossenen Corona-Regeln gelten immer nur für England. Die Gesundheitspolitik gehört zu den autonomen Zuständigkeitsbereichen von Schottland, Wales und Nordirland. Über die in der vergangenen Woche verkündeten und teilweise inzwischen bereits in Kraft getretenen Regelungen für England wird am Dienstag noch das Unterhaus in London abstimmen.

Premierminister Boris Johnson muss dabei befürchten, dass ein erheblicher Teil der Abgeordneten seiner konservativen Tories gegen die Maßnahmen votiert. Dennoch ist nicht zu erwarten, dass die Regeln verhindert beziehungsweise gekippt werden. Sie dürften mit Unterstützung aus den Reihen der oppositionellen Labour-Partei gebilligt werden.