Die anhaltenden Demonstrationen gegen Polizeigewalt setzen Donald Trump weiter arg zu. Innerhalb von nur zwei Wochen haben sich die Proteste auf Hunderte große und kleine Orte überall in den Vereinigten Staaten verteilt. Die Zustimmungswerte für den Präsidenten rutschen immer weiter ab. Sein demokratischer Herausforderer Joe Biden ist in den meisten Umfragen mittlerweile weit enteilt. Dass Trump die schwere Krise noch lösen kann, trauen ihm immer weniger seiner Landsleute zu.

Was bleibt, ist ein landesweiter Aufschrei gegen Diskriminierung und institutionellen Rassismus, der die USA seit ihrer Gründung belastet.

Es sind nicht nur die üblichen Trump-Kritiker, die das Staatsoberhaupt für ungeeignet halten, das Land zu beruhigen. Vor einigen Tagen meldete sich mit Ex-Verteidigungsminister James Mattis sogar ein langjähriges Kabinettsmitglied des Präsidenten zu Wort, das bislang kein schlechtes Wort über Trump verloren hatte. Das Staatsoberhaupt versuche gar nicht erst, das Land zu einen, sondern setze auf Spaltung, so Mattis. So mancher prominente Republikaner, der bis zuletzt noch öffentlich zu Trump gehalten hatte, schloss sich dem Ex-General an.

Trumps schlechter Ruf kommt nicht von ungefähr

Auch hält die Mehrheit der Amerikaner Umfragen zufolge den Präsidenten inzwischen für einen Rassisten. Dieser Ruf kommt nicht von ungefähr. Auf auf Twitter nutzte Donald Trump zuletzt immer wieder Sprachbilder aus dem Widerstand gegen die Bürgerrechtsbewegung sowie rassistisch konnotierte Ausdrücke und Formulierungen. Außerdem kritisierte er öffentlich vor allem afroamerikanische Amtsträger wie etwa die Bürgermeisterin von Washington, DC. All das tat nichts, um den Eindruck in der Wählerschaft zu dämmen, der Präsident sei vorurteilsbeladen.

Ganz neu ist die Erkenntnis ohnehin nicht. Trumps Bigotterie ist seit Jahrzehnten dokumentiert. Nicht erst seitdem er versuchte, durch eine Verschwörungstheorie Barack Obama, dem ersten schwarzen US-Präsidenten, die Legitimität abzusprechen, ist klar, dass Trump vor Rassismus nicht zurückschreckt, wenn er sich einen Vorteil erhofft. Entsprechende Vorwürfe werden seit Jahrzehnten gegen ihn erhoben. Sie gehen zurück bis zur Anfangsphase seiner Karriere als Immobilienentwickler.

Bereits im Jahr 1973 wurden Trump und sein Vater von der US-Regierung verklagt. Das Justizministerium warf den beiden vor, bei der Vermietung ihrer Wohnblocks in New York Minderheiten zu diskriminieren. Eine Untersuchung fand Belege dafür, dass die Trump Management Corporation sich weigerte, etwa an Schwarze Apartments zu vergeben – ein Verstoß gegen den Fair Housing Act, der Ungleichbehandlung auf dem Wohnungsmarkt verhindern soll. Die Trumps mussten sich daraufhin dazu verpflichten, diese Praxis künftig zu unterlassen.

Schwarze Angestellte wollte Trump nicht sehen

Ein Ende der rassistischen Praktiken innerhalb der Trump-Organisation bedeutete dies jedoch nicht. In den 1980er-Jahren, so berichtete es der Ex-Angestellte Kip Brown im „New Yorker“, mussten schwarze Angestellte des Casinos Trump Castle in Atlantic City den sichtbaren Bereich verlassen, sobald Donald und seine damalige Frau Ivana auftauchten. Untermauert wird Browns Aussage durch eine Strafzahlung, die die Casino Control Commission des Bundesstaats New Jersey gegen Trump verhängte. In einem anderen seiner Casinos, dem Trump Plaza, hatte seine Organisation schwarze Croupiers von den Spieltischen verbannt, um besonders wohlhabende Spieler nicht zu verschrecken. Die Kommission sprach dafür eine Strafe in Höhe von 200.000 Dollar aus. Gerichte bestätigten die Sanktion.

Das hielt Donald Trump allerdings nicht davon ab, auch als TV-Moderator rassistische Vorstöße zu unternehmen. Als Gastgeber der Reality-Show „The Apprentice“, in der als Preis ein Job in der Trump-Organisation vergeben wurde, feuerte er 2004 einen afroamerikanischen Kandidaten – nicht trotz, sondern wegen dessen guter Qualifikation. Ein Jahr später ging er noch einen Schritt weiter und wollte das Format der Sendung ändern: Weiße und Schwarze sollten als Teams gegeneinander antreten. Der Sender NBC griff das Konzept nicht auf.

Primitive Vorurteile gegen Afroamerikaner

Auch abseits der Geschäftswelt fiel der heutige Präsident immer wieder mit rassistischen Ausfällen auf. Er forderte in Zeitungsanzeigen die Hinrichtung von fünf Jugendlichen, vier von ihnen schwarz, einer ein Latino, denen eine brutale Vergewaltigung vorgeworfen worden war. Selbst nachdem ihre Unschuld erwiesen und der tatsächliche Täter überführt worden war, hielt Trump die Vorwürfe aufrecht. Er dachte laut darüber nach, warum er keinen schwarzen Buchhalter will: „Ich glaube, der Typ ist faul. Das ist vermutlich nicht seine Schuld. Faulheit ist eine Charaktereigenschaft der Schwarzen.“ 2015 eröffnete er seinen Wahlkampf mit der Aussage, Mexikaner brächten vor allem Kriminalität, Drogen und Vergewaltigung in die Vereinigten Staaten.

Angesichts dieser äußerst unvollständigen Liste fällt es dem amerikanischen Präsidenten nun schwer, seine Landsleute von seiner Vorurteilsfreiheit zu überzeugen.