Die Türkei fürchtet nach Worten von Staatspräsident Tayyip Recep Erdogan bei einer neuen Flüchtlingswelle aus Syrien eine Überlastung. Sollte die Gewalt in der syrischen Region Idlib nicht aufhören, könnten letztlich die europäischen Staaten den Ansturm der Migranten zu spüren bekommen, sagte Erdogan am Sonntag in Istanbul.

Mehr als 80.000 Menschen bewegten sich angesichts der russischen und syrischen Bombardierungen in der Region derzeit von Idlib in Richtung Türkei. Die Regierung in Ankara probiere alles, um die Angriffe zu stoppen. Eine Delegation reise am Montag nach Moskau, um über Syrien zu beraten. Europa müsse dabei helfen, die Gewalt in der Region zu beenden. Ansonsten werde es Zustände wie in der Flüchtlingskrise 2015 erleben, betonte Erdogan.

Die Türkei hat bereits mehr als drei Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen.

Aktion gegen die Kurden

Im Oktober hatte die Türkei mit einem Militäreinsatz gegen die Kurdenmiliz YPG im Norden Syriens begonnen, um dort einen von der Regierung in Ankara als Sicherheitszone bezeichneten Korridor einzurichten, in dem Bürgerkriegsflüchtlinge angesiedelt werden sollen. Seit dem Einsatz seien bereits 371.000 syrische Flüchtlinge in das Gebiet gezogen, sagte Erdogan. In der Vergangenheit forderte der türkische Premier Unterstützung der Europäer für den Aufbau dieses Gebietes. Die EU hatte den Militäreinsatz der Türkei, der zu weiteren Fluchtgebieten geführt hatte, kritisiert.

Beim UN-Flüchtlingsforum in Genf forderte Erdogan kürzlich eine Rückkehr von einer Million syrischer Flüchtlinge in ihr Heimatland. Es müsse "eine Formel" gefunden werden, damit Flüchtlinge, die in die Türkei gekommen seien, wieder in ihrer Heimat angesiedelt werden könnten, sagte Erdogan am Dienstag auf dem UN-Flüchtlingsforum in Genf.

Dies solle in einer "Friedenszone" im Norden Syriens auf freiwilliger Basis, aber "in einer sehr kurzen Zeit" geschehen. In dieser Zone könnten Wohnungen und Schulen aufgebaut werden.