Vertreter von knapp 200 Staaten begannen mit den Verhandlungen über konkrete Maßnahmen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens aus dem Jahr 2015. Bis zum 14. Dezember soll dazu ein sogenanntes Regelbuch ausgearbeitet werden.

Zur Eröffnung der Konferenz forderten die Präsidenten früherer UNO-Klimagipfel die Delegierten zu massiven Anstrengungen auf. In ihrer gemeinsamen Erklärung drängten die Ex-Präsidenten angesichts dramatischer Warnungen von Klimaforschern und extremer Wetterereignisse weltweit zu "entscheidende Maßnahmen", um der "akuten Bedrohung" etwas entgegenzusetzen. Die Folgen des Klimawandels seien kaum mehr zu übersehen. "Wir fordern tiefgreifende Veränderungen unserer Wirtschaften und Gesellschaften."

Die mit dreistündiger Verspätung eröffnete Konferenz soll dazu beitragen, die Pariser Klimaziele doch noch zu erreichen. In dem Abkommen hatte die internationale Gemeinschaft Ende 2015 vereinbart, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Regelbuch soll her

Offiziell geht es bei den Verhandlungen in Kattowitz aber nicht darum, die nationalen Klimaschutzziele verbindlich anzuheben. Vielmehr soll in einem Regelbuch festgelegt werden, welche Maßstäbe bei den nationalen Klimaschutzzusagen gelten sollen und wie diese offengelegt und überprüft werden.

Reichlich Zündstoff

Die Klimakonferenz birgt jedoch reichlich Zündstoff, nicht nur wegen des Austritts der USA aus dem Pariser Abkommen. In Kattowitz wird voraussichtlich auch wieder hart ums Geld gerungen. Die Entwicklungsländer fordern von den Industrieländern mehr Unterstützung beim Klimaschutz und im Umgang mit den Folgen des Klimawandels. Ein heikler Aspekt ist zudem, dass im Gastgeberland Polen der Kohlestrom regiert - und auch der Ausstieg aus dieser umweltschädlichen fossilen Energie wird in Kattowitz zum Thema werden.

Pariser Abkommen wohl obsolet

Ob die Ziele des Pariser Abkommens überhaupt noch zu erreichen sind, hatten zuletzt mehrere wissenschaftliche Berichte infrage gestellt. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) warnte von einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um drei bis fünf Grad, sollten keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Rekord-Emissionen

Das UNO-Umweltprogramm (UNEP) erklärte angesichts neuer Rekordstände der Treibhausgas-Emissionen, die internationale Gemeinschaft müsse zur Erreichung der Paris-Ziele ihre Anstrengungen mindestens verdreifachen. Der Weltklimarat IPCC forderte "schnelle, weitreichende und beispiellose Änderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen".

Wichtigste Konferenz im Jahr

Aus Sicht von Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) ist Kattowitz die wichtigste Konferenz in diesem Jahr. "Hier wird sich zeigen, was der Vertrag von Paris wert ist", stellte Köstinger im Vorfeld gegenüber der APA fest. Europa wolle die Vorreiterrolle im Klimaschutz ausbauen, "wir brauchen aber die anderen Staaten der Weltgemeinschaft auch", sagte die Ministerin.

Das sei notwendig, um die Konferenz zu einem Erfolg zu machen. Österreich ist in Kattowitz sozusagen die Stimme der EU, "ich darf als EU-Ratsvorsitzende der Umweltminister/innen für die EU verhandeln, damit die EU-Staaten dort mit einer Stimme sprechen", so Köstinger. Die Ausgangslage sei jedoch schwierig, unter anderem auch durch die Ankündigung der USA, aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen.

Österreich hat besondere Verantwortung

Da Österreich während der COP24 den EU-Vorsitz führt, habe das Land eine besondere Verantwortung, stellte vor kurzem die Allianz für Klimagerechtigkeit, eine Plattform von 25 österreichischen NGOs fest. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der zu Beginn der Klimakonferenz dort selbst anwesend sein wird, hat daher eine Initiative gestartet, die zu deren Erfolg beitragen soll. Konkret hat der Bundespräsident europäische Staatsoberhäupter eingeladen, im Vorfeld der COP24 einen gemeinsamen Appell an die internationale Staatengemeinschaft zu unterzeichnen. 18 folgten bisher diesem Aufruf, am vergangenen Mittwoch auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. "Damit sind nun alle großen europäischen Länder wie Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien dabei", resümierte der Präsident.