Als George H. W. Bush im Jänner 1989 seinen Amtseid als 41. Präsident der USA ablegte, näherte sich die Welt mit rasanter Geschwindigkeit einem epochalen Umbruch. Nach vier Jahrzehnten endete der Kalte Krieg, und Bush fiel eine weltpolitische Hauptrolle zu.

Während ihm in Deutschland als großem Fürsprecher der Wiedervereinigung Nachruhm sicher ist, wurde das Bild des entschlusskräftigen Außenpolitikers in seiner Heimat hingegen durch wirtschaftliche Krisenzeiten getrübt. Am Freitag starb der frühere Präsident im Alter von 94 Jahren.

Bush gelang es während seiner Zeit im Weißen Haus nie, aus dem Schatten seines populären Vorgängers Ronald Reagan herauszutreten. Den bittersten Moment seiner Karriere durchlebte der Republikaner bei seiner Wahlniederlage gegen Bill Clinton im November 1992. In der US-Politik gibt es kaum ein größeres Symbol des Scheiterns, als nach einer Amtszeit aus dem Weißen Haus gejagt zu werden.

George H. W. Bush musste in den vergangenen Jahren immer wieder im Krankenhaus behandelt werden. Vor rund zweieinhalb Jahren brach er sich bei einem Sturz in seinem Ferienhaus einen Halswirbel. Zuletzt saß er auch aufgrund einer Parkinson-Erkrankung im Rollstuhl.

Befreiung Kuwaits

"Seine Präsidentschaft wird vielleicht nicht als großartig in Erinnerung bleiben", schrieb der Historiker Timothy Naftali in seiner Bush-Biografie. In Zeiten eines "dramatischen internationalen Wandels" habe der Präsident aber eine Reihe von sehr guten Entscheidungen getroffen. "Ohne seinen kurzen Moment an der Macht hätte keiner der beiden ikonischen Präsidenten vor und nach ihm - Ronald Reagan oder Bill Clinton - das gleiche Maß an Erfolg genossen."

Bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 1980 unternahm er seinen ersten Anlauf auf das Weiße Haus, unterlag im parteiinternen Vorentscheid jedoch Reagan. Nach dessen Wahlsieg erhielt er immerhin das Amt des Vizepräsidenten.

Als sich Bush acht Jahre später bei der Präsidentschaftswahl gegen den Demokraten Michael Dukakis durchsetzte, brodelte es in der Weltpolitik. Während die Sowjetunion auf den Untergang zusteuerte, verfolgte der neue US-Präsident ein klares Ziel: Die Teilung Europas sollte überwunden und die osteuropäischen Staaten im Westen verankert werden.

Keine Chance für Brokkoli

Ein kurioser Aspekt der Bush-Ära im Weißen Haus: Weil George H. Bush keinen Brokkoli mochte, verbot er das Gemüse kurzerhand und verbannte es aus dem Weißen Haus und der Air Force One. Seine Mutter habe ihn immer gezwungen, Brokkoli zu essen, erzählte Bush. Dabei mochte er das nie. "Aber nun bin ich Präsident der USA und werde keinen Brokkoli mehr essen," verkündete er. Aus seiner Vorliebe für Junk Food machte Bush nie ein Hehl.

Bush forcierte gegen Bedenken aus Paris und London die deutsche Einheit, dem sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow trotzte er die NATO-Mitgliedschaft des wiedervereinigten Deutschlands ab.

Der frühere Soldat schreckte auch nicht davor zurück, die Streitmacht der USA einzusetzen. Im Dezember 1989 ließ Bush US-Einheiten in Panama einmarschieren, um Machthaber Manuel Noriega zu stürzen. Nach der irakischen Invasion in Kuwait im August 1990 schickte er mehr als 400.000 US-Soldaten an den Golf und zwang Saddam Hussein zum Rückzug.

Trotz seiner diplomatischen und militärischen Erfolge verwehrten die Amerikaner Bush eine zweite Amtszeit. Neben der wirtschaftlichen Malaise nahmen ihm die Wähler vor allem das gebrochene Versprechen übel, die Steuern nicht zu erhöhen. Seine Familie kehrte aber acht Jahre später ins Weiße Haus zurück, als George W. Bush die Präsidentschaftswahl 2000 gewann. Ein weiterer Sohn, Jeb Bush, war Gouverneur von Florida.

Seinen 90. Geburtstag beging Bush noch mit einem (Tandem-)Fallschirmsprung, in den letzten Jahren saß er aber aufgrund einer Parkinson-Erkrankung im Rollstuhl. Im April starb seine Frau Barbara nach 73 Ehejahren. Die beiden hinterlassen fünf Kinder und 17 Enkel.