"Die AfD ist für mich überhaupt kein neues Phänomen. Das ist eine Partei, der es vor allem darum geht, reaktionäre Ideen zu befördern", sagte der SPD-Chef in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit Zeitungen der "Funke-Mediengruppe" zur engen Kooperationspartnerin der FPÖ. "Das sind Leute, denen die ganze Weltoffenheit und Liberalität dieses Landes zuwider ist. Die zurück wollen in die verklemmte und verdruckste alte westdeutsche Republik der 60er-Jahre: Wo die Frauen noch zu Hause waren, Ausländer, Schwule und Lesben gefälligst unsichtbar zu sein hatten und abends beim Bier alte Wehrmachtslieder gesungen wurden. Fürchterlich."

Gabriel zog eine positive Leistungsbilanz der schwarz-roten Regierung in Deutschland, auf die er "sehr stolz" sei. "Allerdings zeigt Österreich, dass dauerhafte große Koalitionen dazu führen, dass die Menschen sich nach Unterscheidbarkeit sehnen - und dann die Ränder stärken", sagte der sozialdemokratische Politiker mit Blick auf den Aufschwung der FPÖ.

Indes widersprach Gabriel der Einschätzung von SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann, der nächste deutsche Bundespräsident könne kein Unionspolitiker sein. Die Zugehörigkeit zu einer Partei dürfe kein Ausschlusskriterium sein, sagte der Vizekanzler. Die Parteizugehörigkeit sei ihm egal.

Oppermann hatte ausgeschlossen, dass ein CDU-Politiker im kommenden Jahr Nachfolger von Bundespräsident Joachim Gauck wird. "Die Union hat klargemacht, dass es kein Sozialdemokrat werden soll", erklärte er. "Dann wird es nach Lage der Dinge auch kein Christdemokrat." Gauck hatte angekündigt, dass er nicht für eine zweite Amtszeit als Bundespräsident antritt. Das neue Staatsoberhaupt wird am 12. Februar 2017 von der deutschen Bundesversammlung gewählt.

Gabriel sagte weiter, die Präsidentenwahl sei nach seiner Einschätzung kein Signal für die Bundestagswahl im Herbst. "Ich finde, dass die beiden Dinge völlig unabhängig voneinander sind."