Demonstranten vor der Unterkunft riefen: "Dem deutschen Volke" und "Wir sind das Pack". Vizekanzler Sigmar Gabriel hatte die rechtsradikalen Demonstranten und Rassisten in dem Ort als "Pack" bezeichnet. Während des Besuchs der Kanzlerin fuhren mehrere Autos hupend an der Unterkunft vorbei. In sozialen Netzwerken hatten rechte Gruppen zu einer solchen Aktion aufgerufen.

Merkel war von dem sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich und Bürgermeister Jürgen Opitz begrüßt worden. Sie wollte mit Flüchtlingen, Helfern und Sicherheitskräften sprechen.

Rechtsextremisten und Rassisten hatten in der Kleinstadt bei Dresden Asylbewerber bedroht und Polizisten angegriffen. Merkel war vorgeworfen worden, zu lange zu den Ausschreitungen geschwiegen zu haben.

Deutschlands Bundespräsident Joachim Gauck bezeichnete Rechtsextremisten und Ausländerfeinde als Hetzer, die das weltoffene Bild Deutschlands beschädigen. Beim Besuch eines Flüchtlingsheims in Berlin zeigte er sich am Mittwoch aber überzeugt, dass sie durch die Mehrheit hilfsbereiter Menschen isoliert würden.

Er lobte die vielen Freiwilligen, "die zeigen wollen, es gibt ein helles Deutschland, das hier sich leuchtend darstellt gegenüber dem Dunkeldeutschland, das wir empfinden, wenn wir von Attacken auf Asylbewerberunterkünfte oder gar fremdenfeindlichen Aktionen gegen Menschen hören".

Gauck sagte: "Es wird keinen Deutschen geben, der sich hier erlauben würde, Verständnis für diejenigen zu zeigen, die als Hetzer und Brandstifter unser Land verunzieren." Und: "Ihr repräsentiert uns nicht, und wir werden schon gar nicht dulden, dass Rechtsbrecher (...) im Ausland und im Inland für dieses Deutschland stehen, das sich heute als offenes und hilfsbereites Land darstellt."

Gauck warb um Verständnis für Behörden: "Wir können ein Landes- oder Bundesamt, das plötzlich überrollt wird von einem Massenansturm, nicht nur tadeln." Man müsse Geduld haben. Und an die Flüchtlinge gerichtet sagte er: "Es darf auch keine Anspruchshaltung entstehen." Bund, Länder und Kommunen müssten aber enger zusammenarbeiten.

Deutschland sei in der Lage, die vielen hunderttausend Menschen aufzunehmen, sagte Gauck. "Deutschland mit den starken Schultern, politisch und ökonomisch gesprochen, wird in der Lage sein, diese Herausforderungen auch zu meistern. (...) Ich darf daran erinnern, dass Deutschland in schlimmeren Zeiten, als es bettelarm war und zerstört war, viel größere Herausforderungen mit Flüchtlingsströmen meistern musste. Das sind Überforderungssituationen, die das Land dennoch gemeistert hat."