Deutschlands Bundespräsident Joachim Gauck würdigte bei seinem Besuch einer Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Rathaus Wilmersdorf in Berlin die Arbeit von Freiwilligen und sozialen Diensten für Asylwerber in Deutschland. Diese Menschen würden zeigen, "es gibt ein helles Deutschland, das sich hier leuchtend darstellt gegenüber dem Dunkeldeutschland, das wir empfinden, wenn wir von Attacken auf Asylbewerberunterkünfte oder gar fremdenfeindlichen Aktionen gegen Menschen hören."

Unterdessen hat die deutsche Regierung Grünes Licht für mehr Finanzhilfen an Städte und Gemeinden zur Bewältigung des Flüchtlingszustroms gegeben. Die Ministerrunde beschloss am Mittwoch einen Gesetzentwurf, nach dem die Kommunen vom Bund in diesem Jahr eine Milliarde Euro zur Versorgung und Unterbringung von Flüchtlingen erhalten sollen.

Ursprünglich waren 500 Millionen zugesagt worden. 500 Millionen Euro, die erst 2016 fließen sollten, werden nun vorgezogen. Die Unterstützung für die Kommunen dürfte in näherer Zukunft weiter aufgestockt werden. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat schon eine Erhöhung der Hilfen des Bundes auf rund drei Milliarden Euro ins Gespräch gebracht. Grund ist der sind die massiv gestiegenen Zahlen an Asylbewerbern aus Krisen-Ländern wie Syrien und Afghanistan, aber auch aus Ländern des Westbalkans.

Inzwischen rechnet Berlin für dieses Jahr mit bis zu 800.000 Asylbewerbern - das wären fast vier Mal so viel wie im Vorjahr. Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte am Dienstag erklärt, der steigende Mittelbedarf für die Unterbringung von Flüchtlingen sei zu bewältigen. Bundestagspräsident Norbert Lammert erklärte am Montag, die stark gestiegene Zuwanderung müsse als "die gemeinsame humanitäre Verpflichtung" verstanden werden.

Merkel in Sachsen

Rechte Demonstranten haben den Besuch der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel im Flüchtlingsheim im ostdeutschen Heidenau (Sachsen) mit Buhrufen und lauten Pfiffen begleitet. "Volksverräter, Volksverräter", skandierten Schaulustige am Mittwoch vor einem Supermarkt, der gegenüber der Flüchtlingsunterkunft in einem ehemaligen Baumarkt liegt.

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Demonstranten vor der Unterkunft riefen: "Dem deutschen Volke" und "Wir sind das Pack". Vizekanzler Sigmar Gabriel hatte die rechtsradikalen Demonstranten und Rassisten in dem Ort als "Pack" bezeichnet. Während des Besuchs der Kanzlerin fuhren mehrere Autos hupend an der Unterkunft vorbei. In sozialen Netzwerken hatten rechte Gruppen zu einer solchen Aktion aufgerufen.