Bundespräsident Heinz Fischer und Kardinal Christoph Schönborn wandten sich am Mittwoch in - getrennten - Aussendungen gegen eine rasche Schließung des Abdullah-Zentrums für Internationalen Dialog (KAICIID) in Wien. Fischer verwies auf die Sinnhaftigkeit des Dialoges zwischen Religionen und Weltanschauungen und betonte, dass "Brücken rascher abgebrochen sind als wieder aufgebaut" .Die politische und rechtliche Situation in Saudi-Arabien sei zum Zeitpunkt, wo das Abkommen zur Errichtung des Zentrums geschlossen und vom Nationalrat genehmigt worden sei, nicht anders gewesen als heute, hieß es in der Aussendung der Präsidentschaftskanzlei. Kritik am Rechtssystem in Saudi-Arabien wie z.B. Todesstrafe oder Auspeitschung, sei im Rahmen eines Dialogprozesses möglich und gerechtfertigt - und sie werde durch einen Abbruch der Mitwirkung im Dialogzentrum nicht wirksamer.

Ein einseitiger sofortiger Austritt Österreichs würde, betonte die Präsidentschaftskanzlei, nach dem Wortlaut der geschlossenen Vereinbarung am Weiterbestand des Zentrums in Wien nichts ändern. Das KAICIID gehe auf eine Initiative zwischen Spanien und Saudi-Arabien zurück, die vom Vatikan unterstützt worden sei und in die sich Österreich mit dem Angebot, das Zentrum in Wien zu errichten, eingeschaltet habe. Es handle sich daher nicht um einen österreichischen Alleingang und im Führungsgremium des Zentrums seien die wichtigsten Religionsgemeinschaften vertreten.

Schönborn wandte sich in einer von der Kathpress veröffentlichten Stellungnahme dagegen, übereilt die Zusammenarbeit mit dem - fast ausschließlich von Saudi-Arabien finanzierten - Abdullah-Zentrum abzubrechen: "Gerade jetzt braucht es Brücken zwischen den Kulturen und Orte des Dialogs, vor allem dort, wo Entwicklungen besonders notwendig und die Beziehungen problematisch sind", meinte er.

Die österreichischen Behörden müssten Institutionen wie dem KAICIID gegenüber selbstverständlich wachsam sein und genau hinschauen. "Einfach zusperren wäre aber gerade jetzt kontraproduktiv", meinte der Kardinal unter Hinweis auf Fischers Stellungnahme. Schönborn verwies auch darauf, dass UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon die Errichtung des Zentrums unterstützt und an der feierlichen Eröffnung im November 2012 teilgenommen habe.

Kanzleramt für schnelle Schließung

Kanzleramtsminister Josef Ostermayer (SPÖ) hat sich bei einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Angriffs auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" am Mittwoch in Wien dagegen für ein schnellstmögliches Ende des König-Abdullah-Dialogzentrums ausgesprochen. Unter Verweis auf jenen saudi-arabischen Blogger, der wegen eines Aufrufs zur Religionsfreiheit zu 1000 Peitschenhieben verurteilt worden war, bezog Ostermayer klar Stellung gegen das von Saudi-Arabien finanzierte Zentrum. Trotz drei Jahren des "Dialogs" habe sich nichts geändert, daher sei die "Antwort gerechtfertigt, dass man das so schnell wie möglich beenden sollte". Ähnlich hatte sich zuvor Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) geäußert, Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) hatte am Dienstag erklärt, mit einer Entscheidung noch bis Jahresmitte warten zu wollen.