Die Verringerung bzw. das Ende der Pkw-Emissionen sei ein zentraler Bestandteil des Green Deal und der EU-Klimaziele bis 2050, halten die Prüfer des EU-Rechnungshofes in einem Sonderbericht fest – und kommen darin zum Schluss, dass alle Bemühungen bis jetzt bei weitem nicht den Erfolg gebracht haben, der nötig gewesen wäre.

„Wir müssen mit Bedauern feststellen, dass die meisten herkömmlichen Autos trotz ehrgeiziger Ziele und strenger Anforderungen immer noch so viel CO2 ausstoßen wie vor zwölf Jahren“, fasst es RH-Mitglied Nikolaos Milionis zusammen. Zwar seien die Motoren effizienter geworden, doch dies werde durch durchschnittlich schwerere Autos und leistungsstärkere Motoren wieder zunichte gemacht.

Obwohl die Prüfnormen bereits seit den 2010er-Jahren verschärft wurden, so heißt es, seien mittlerweile zwar die Motoren effizienter geworden, doch wurde dies aufgehoben durch im Schnitt rund zehn Prozent schwerere Autos und rund 25 Prozent leistungsstärkere Motoren, die erforderlich sind, um dieses Gewicht zu bewegen. Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge würden nach wie vor als „emissionsarm“ eingestuft, obwohl die unter Laborbedingungen gemessenen Emissionen und die Emissionen auf der Straße um durchschnittlich 250 Prozent auseinander liegen.

Alternative Kraftstoffe: Es fehlt ein Fahrplan

Doch es geht noch weiter: Für alternative Kraftstoffe wie Biokraftstoffe, E-Fuels oder Wasserstoff fehle ein „klarer und stabiler Fahrplan“ der EU zur Bewältigung der langfristigen Probleme der Branche, etwa über verfügbare Brennstoffmengen, Kosten und Umweltfreundlichkeit. Milionis kommt zu einem trockenen Schluss: „Da sie nicht flächendeckend verfügbar sind, stellen Biokraftstoffe keine zuverlässige und glaubwürdige Alternative für Autos dar.“ Dazu kommen noch geopolitische Hindernisse: Biokraftstoffe seien in der Produktion im Inland zu teuer, bezieht man sie aus dem Ausland, wächst die Abhängigkeit. Zudem stünden sie mit anderen Industriezweigen (genannt werden Lebensmittel, Arzneimittel und Kosmetika) im Wettbewerb um Rohstoffe.

Damit nicht genug: Die Umweltfreundlichkeit von Biokraftstoffen werde überschätzt, heißt es; es stelle sich die „ethische Frage, ob die Erzeugung von Kraftstoffen Vorrang vor der Erzeugung von Lebensmitteln haben sollte“. Auch Ökosysteme würden dadurch belastet.

Bleibt als einziger Ausweg tatsächlich die Elektro-Mobilität, doch in den Augen der Luxemburger Prüfer ist auch dieser Weg kein leichter. Sie sehen eine „Zwickmühle“, unter anderem deshalb, weil die europäische Batterieproduktion weit hinten liegt. Das meint auch RH-Prüferin Annemie Turtelboom: „Elektroautos können zu einem doppelten Dilemma für die EU werden: zwischen ökologischen Prioritäten und Industriepolitik und zwischen Umweltzielen und den Kosten für die Verbraucher.“ Größtes Problem: Die Abhängigkeit von Rohstoffen. Akribisch haben die Prüfer aufgelistet, woher sie aktuell kommen. Demnach stammen 87 Prozent der Rohlithium-Importe in die EU aus Australien, 80 Pozent der Mangan-Importe aus Südafrika und Gabun, 68 Prozent des Rohkobalts aus der Demokratischen Republik Kongo und 40 Prozent des Graphits aus China.

Kosten für Batteriefertigung zu hoch

Die Kosten für in der EU hergestellten Batterien seien trotz hoher Förderungen höher als geplant. Weniger als zehn Prozent aller Batterien würden in Europa hergestellt, China produziere hingegen drei Viertel aller weltweit erzeugten Batterien. Es würden auch Handelsverträge mit den Rohstoffländern fehlen. Schließlich wird auch, wie schon in einem früheren Bericht, Kritik am schleppenden Ausbau der Lade-Infrastruktur geübt, warnt Turtelboom: „Die EU hat nicht viele Trümpfe auf der Hand, wenn es um die Elektrifizierung ihrer Fahrzeugflotte geht: Der Zugang zu Rohstoffen, die von der Industrie und den Bürgern zu tragenden Kosten sowie fehlende Infrastruktur könnten dazu führen, dass sie ihren Einsatz verspielt.“

Und so lautet auch das Fazit der Prüfer: E-Mobilität sei entscheidend für die Erreichung der Kimaziele, doch müsse die EU den „Green Deal“ nicht nur mit ihrer industriellen Souveränität in Einklang bringen, sondern auch die finanzielle Belastung für die Verbraucher berücksichtigen.