Mit 44 zu zwei Stimmen passierte der Vorschlag von Olivier Serva die französische Nationalversammlung. Damit könnte Frankreich als erstes Land der Welt eine Diskriminierung aufgrund der Frisur ausdrücklich verbieten. Was ohne Kontext zunächst skurril anmuten kann, begründet der Initiator des Gesetzes damit, dass dunkelhäutige Menschen im Berufsalltag oft angehalten werden, ihre Frisuren jenen ihrer weißen Kolleginnen oder Kollegen anzupassen. „Es ist auch ein Thema der öffentlichen Gesundheit“, sagt Serva und zitiert Studien, wonach Frauen, die krause Haare mit chemischen Mitteln glätten, ein dreifach erhöhtes Risiko haben, Gebärmutterkrebs oder Nierenprobleme zu bekommen.

Kritiker betonten, dass Diskriminierung aufgrund der äußerlichen Erscheinung ohnehin schon verboten sei, es gebe keine Gesetzeslücke, man würde nur die angelsächsische Opferlogik importieren – viele US-Bundesstaaten haben ähnliche Gesetze. Dem entgegnet Serva, dass es wichtig sei, manche Phänomene zu benennen, auch wenn sie nicht neu sind. Es gehe nicht um eine Ausweitung, sondern um eine Präzisierung der bereits im Gesetz erwähnten Diskriminierungsfälle. Passiert der Gesetzesvorschlag nun noch den Senat (was ungewiss ist), ist die Diskriminierung wegen „Schnitt, Farbe, Länge oder Beschaffenheit der Haare“ explizit verboten.

Serva, verheiratet und Vater zweier Kinder, ist Abgeordneter der französischen Karibikinsel Guadalupe, wo er 1974 geboren wurde. Er gehört der Splitterpartei Liot (Fraktion Freiheit, Unabhängige, Überseegebiete und Territorien) an. Weil er mit der Politik in den Überseegebieten nicht einverstanden war, distanzierte sich Serva 2022 vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Weniger zu seinem Einsatz gegen Diskriminierung passen abfällige Aussagen über Homosexualität, für die sich der Politiker mit dem schütteren Haar später entschuldigte.