Die Wiener Polizei hat am Montagvormittag die Klärung eines spektakulären Raubüberfalls aus dem Jahr 2018 bekannt gegeben. Es handelt sich dabei um den Überfall auf sechs Ordensbrüder der Wiener Schulbrüder in Wien-Floridsdorf kurz nach Weihnachten 2018. Nun -  zweieinhalb Jahre nach der Tat - konnte ein Verdächtiger festgenommen werden. 

"Ich habe schon viele Dienstjahre auf dem Buckel, aber Brutalität und Intensität des Verbrechens hat auch mich überrascht", berichtet Oberst Michael Mimra hinsichtlich des nun gelösten Falles aus dem Jahr 2018. "Dass die Gruppe um Chefinspektor Helmut Pöttler nicht aufgegeben hat, hat sich nun ausgezahlt." 

Jahrelang fehlte vom Täter jede Spur. Auch eine Belohnung von 30.000 Euro, die Veröffentlichung eines Phantombildes und ein Fahndungsaufruf in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" brachten zunächst keinen entscheidenden Hinweis. Der Täter brach am 27. Dezember 2018 kurz nach Mittag durch die katholische Kirche Maria Immaculata in Strebersdorf ins angrenzende Gebäude der von den Geistlichen betriebenen De La Salle-Schule ein. Nach und nach überwältigte er einen Ordensbruder nach dem anderen und misshandelte diese mit einer Eisenstange zum Teil schwer.

DNA-Spur an Trinkflasche

Die Geistlichen wurden brutal durch Schläge und Tritte zu Boden gebracht. Weitere Misshandlungen seien in einem nahegelegenen Büroraum gesetzt worden. Alle Opfer wurden gefesselt und geknebelt. Fünf Schulbrüder sind schwer verletzt worden, einer der Kirchenmänner befand sich sogar monatelang in Lebensgefahr. Erst nach rund vier Stunden konnte einer der Überfallenen seine Fesseln abstreifen und Hilfe holen. Vom Täter fehlte aber jede Spur.

500 Spuren wurden damals von der Polizei sichergestellt. "Es dauert einige Zeit, all diese Spuren zu verfolgen", erklärte Staatsanwaltschafts-Sprecherin Nina Bussek. Die entscheidende Spur konnte an einer zurückgelassenen Trinkflasche sichergestellt werden. Im März 2021 erzielte man schließlich einen Treffer. Die Spur des Tatverdächtigen führte nach Kroatien, wo der Mann als Obdachloser sein Dasein fristete. Wie nun bekannt wurde, handelt es sich um einen gebürtigen Serben, der allerdings die kroatische Staatsbürgerschaft hat. Mit drei Jahren war der 49-Jährige mit seiner Familie nach Deutschland ausgewandert. Er war auch immer wieder in Österreich. 

Hass nach Missbrauchsberichten

In Kroatien war der Mann bereits amtsbekannt, weil er in der Vergangenheit eine  Geiselnahme durchgeführt - und die entsprechende Strafe bereits verbüßt hatte. "Wir haben mit der Zielfahndung in Kroatien zusammen gearbeitet", ergänzte Helmut Pöttler. Weil der Tatverdächtige keinen offiziellen Wohnsitz hatte, sei es sehr schwierig gewesen, den Mann ausfindig zu machen.

Dieser wurde mittlerweile aber nach Österreich ausgeliefert und ist geständig. Als Motiv gab er "Hass auf die katholische Kirche" an. Laut Ermittler Pöttler sei der Mann ein sehr gläubiger Mensch, der "irgendwann den Entschluss gefasst habe, er hasse die Kirche, er muss sich an der Kirche rächen", nachdem es zu Berichten über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche gekommen ist. 

Gegen ihn wird nun wegen des Verbrechen des schweren Raubes, des Verbrechens der Freiheitsentziehung und wegen des Verstoßen gegen das Waffenverbot ermittelt. Die Strafandrohung liegt bei diesen Delikten bei fünf bis 15 Jahren.

Die Kongregation der Brüder der Christlichen Schulen und der Schulverein De La Salle zeigten sich in einer schriftlichen Stellungnahme erleichtert über die Nachricht der Festnahme eines Tatverdächtigen. "Für die engagierte Arbeit dürfen wir unseren besonderen Dank an die Wiener Polizei aussprechen. Sowohl unmittelbar nach dem Überfall, als auch in den darauffolgenden jahrelangen akribischen Ermittlungen, agierten alle Beteiligten höchst professionell und mit sehr viel Einfühlungsvermögen", hieß es.