Das Wetter lädt nicht gerade zum Baden ein, doch zum Gehen sei das wolkenbedeckte Himmel und die kühlen Temperaturen durchaus angenehm, erklärt Harald Purkart vor der Volksschule Meiningen. Etwa 50 Personen von "Uns reicht's" haben sich hier versammelt, um den 61-Jährigen per Sonntagsdemo auf seinen Fußmarsch zu verabschieden. Orange Fußabdrücke am Boden weisen nicht nur auf den notwendigen Sicherheitsabstand hin, sondern auch den Weg vom Schulhof nach Osten. Auch der deutsche ARD interessiert sich für den Wanderer und fand nach Meiningen.

Innerhalb eines Monats will er barfuß nach Wien marschieren. Das Barfußgehen betone die Verletzlichkeit, erklärt Purkart. Aber: "Es erdet einen auch." Ein Bericht aus den Flüchtlingslagern auf Lesbos von der Ute-Bock-Preisträgerin Doro Blancke, für deren Verein Flüchtlingshilfe der Pensionist sammelt, verdeutlicht, wofür er sich auf den Weg macht. Auch Vorarlberger vor Ort berichten von unhaltbaren Zuständen, betont Purkart in seiner Abschiedsrede. "Wenn uns die Menschenliebe abhandenkommt, fehlt uns jeder Maßstab für eine gute Zukunft", ist er überzeugt. "Es ist nicht wichtig, wie viele in den Lagern tatsächlich Anspruch auf Asyl haben, sondern dass jeder einzelne die ihm verbrieften Rechte erhält."

Über 3000 Gemeinden und Organisationen in Österreich haben sich als sichere Plätze für Menschen aus Moria deklariert. Durch viele dieser Gemeinden führt in den nächsten Wochen Purkarts Weg. Gegen 10.30 Uhr nimmt der 61-Jährige den ersten Schritt gen Wien, durch ein – pandemiebedingt weiten – Spalier seiner Unterstützer. Die erste Tagesetappe führt ihn nach Bludenz. Begleitet wird er dabei von einer Schar Unterstützern. Barfuß, versteht sich.