Eine Autofahrt von Meiningen nach Wien dauert etwa sieben Stunden. Harald Purkart will die Strecke von der westlichsten Gemeinde Österreichs in die Bundeshauptstadt ab kommendem Sonntag zu Fuß zurücklegen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Er geht barfuß. Nicht aus Vergnügen, sondern um ein Zeichen zu setzen. "Manche Menschen laufen um ihr Leben, ich laufe für mehr Menschlichkeit", bringt der Pensionist sein Vorhaben auf den Punkt. Mit seinem Protestmarsch will er auf die Situation in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln aufmerksam machen.

Harald Purkart wollte vom Nachdenken ins Tun kommen. "Die beschämende Haltung unserer Regierung, keine Flüchtlinge aufnehmen zu wollen, motiviert mich dazu", sagt der 61-Jährige, der nicht als Gutmensch abgestempelt werden will. "Aber wie kann ich meinem Enkel guten Gewissens in die Augen sehen, wenn ich weiß, wie es den Kindern in den Flüchtlingslagern geht?"

Auf dem insgesamt etwa 800 Kilometer langen Fußmarsch wird der leidenschaftliche Langstreckenwanderer hauptsächlich auf Wanderwegen und Straßen unterwegs sein, ausgerüstet mit seinem 13 Kilo schweren Rucksack. In der Vergangenheit wanderte er unter anderem barfüßig Teile des Jakobswegs und machte in 31 Etappen eine Rundwanderung durch Vorarlberg. Auch den 3700 Meter hohen Cabogana in Ecuador bestieg er ohne Schuhe. Was sich 2007 als Hobby entwickelte, soll nun zum politischen Statement werden. „Ausgesetztheit und Verletzlichkeit werden mich begleiten. Trotzdem bin ich in einer erträglichen Lage. Die geflüchteten Menschen in Griechenland können sich ihre unerträgliche Situation nicht aussuchen.“ Harald Purkart ist überzeugt, dass es links und rechts seiner Strecke quer durch Österreich Gemeinden, Vereine oder Pfarreien gibt, die sofort bereit wären, geflüchtete Menschen aufzunehmen.

Sonntagvormittag begann der Protestmarsch vor der Volksschule Meiningen mit einer Sonntagsdemo der Plattform „uns reicht’s“, dem Verein „Vindex – Schutz und Asyl“ sowie den JugendbotschafterInnen der Caritas Auslandshilfe Vorarlberg. Die erste Nacht wollte Harald Purkart im Kloster St. Peter in Bludenz verbringen. Der Weg führt ihn dann über den noch verschneiten Arlbergpass nach St. Christoph und weiter nach Innsbruck, wo ein Treffen mit Bischof Hermann Glettler sowie eine Übernachtung mit den Gruppen der Initiative #WE4Moria vorgesehen ist. Über Wörgl geht der Meininger weiter nach Salzburg, Vöcklabruck und Linz, dann nach Wallsee sowie Melk und von dort schließlich über Purkersdorf nach Wien. An allen Etappen sind Mitwanderinnen und Mitwanderer willkommen.

Ziel von Harald Purkart ist es, nach etwa 30 Tagen zwischen 7. und 9. Juli in Wien anzukommen, wo eine Nationalratssitzung stattfindet. Auch ein Besuch bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist in Planung.