Rund 100 Beobachtungsorte betreibt die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, kurz ZAMG, in Österreich - die meisten davon bereits seit dem Jahr 1928. Aus diesem phänologischem Messnetz - Phänologie ist die Lehre vom Einfluss des Wetters, der Witterung und des Klimas auf den jahreszeitlichen Entwicklungsgang - ziehen die Wissenschaftler wichtige Erkenntnisse. "Die Daten gehen in zahlreiche Forschungsprojekte und Anwendungen ein", so ZAMG-Sprecher Thomas Wostal.

Anlässlich des heutigen Welttages der Meteorolgie, der an die Gründung der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am 23. März 1950 erinnern soll, setzt die ZAMG nun auf die Mitarbeit der Bevölkerung.

Österreicher, die bekanntlich ihre Freizeit gern in der Natur verbringen, sollen dort auch Daten sammeln. Genauer gesagt geht es dabei um Naturbeobachtungen wie folgende Beispiele: Wann werden Obstblüte oder Laubaustrieb beobachtet? Wo blühen die gelben Forsythien schon? Oder gibt es von den tiefroten Marillenknospen schon erste Anzeichen?

Der Sinn der Suche

© Zamg/Spotteron

Die Daten der App werden auch im derzeit laufenden Projekt PhenObserve verarbeitet. Ziel des Projekts ist, ein Frühwarnsystem für Nutzpflanzen zu entwickeln, berichtet die ZAMG. Das Projekt PhenObserve kombiniert Daten der europäischen Sentinel-Satelliten, die die Erde mit bis zu zehn Meter Auflösung vermessen, mit Beobachtungsmeldungen der Bevölkerung. Je mehr Beobachtungen zur Verfügung stehen, desto genauer lässt sich der aktuelle Entwicklungsstand der Pflanzen feststellen und somit auch die Anfälligkeit auf extremes Wetter, wie Frost oder Trockenheit.

Das zweijährige Projekt PhenObserve läuft bis Oktober 2021, wird in Zusammenarbeit von ZAMG (Leitung), JOANNEUM Research und Cloudflight Austria durchgeführt und von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) finanziert.

Wissenschaft zum Mitmachen

Die kostenlose App „Naturkalender ZAMG" dient der Beobachtung von Pflanzen und Tieren. Die Beobachtungen gehen in internationale Datenbanken ein und werden unter anderem in der Klimaforschung genutzt. Seit dem Start der App vor drei Jahren wurden bereits mehr als 70.000 Beobachtungen gesammelt und zentral eingegeben.

Jetzt im Frühling liegt der Schwerpunkt bei Meldungen zur Obstblüte und zum Laubaustrieb der Bäume. „Der Welttag der Meteorologie am 23. März ist ein schöner Anlass, die Bevölkerung zu ersuchen, uns mit der App ´ZAMG Naturkalender´ ihre Beobachtungen zu schicken, zum Beispiel aus dem eigenen Garten oder von einem Spaziergang", sagt ZAMG-Phänologe Helfried Scheifinger. „Während der nächsten Wochen explodiert die Natur gleichsam. Da sind alle Frühlingsphasen im Beobachtungsprogramm von Naturkalender interessant. Für das Projekt PhenObserve sind besonders die Blüte von Apfel und der Laubaustrieb der Bäume wichtig. "