Die vorläufigen Untersuchungsergebnisse von drei Impfzwischenfällen in Zwettl und Graz mit einem Todesopfer und zwei Frauen mit Lungenembolie weisen offenbar Parallelen auf.

Diesen brisanten Rückschluss lassen zumindest ärztliche Untersuchungsergebnisse zu, die der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) und auch der Kleinen Zeitung vorliegen.

Demnach wurde bei den Fällen in Zwettl und Graz ein erheblicher Rückgang der Thrombozyten (Blutplättchen) festgestellt. Diese Reduzierung der Blutplättchen ist durch die Bildung einer Thrombose zu erklären: Dieser Vorgang weist auf einen autoimmunologischen Prozess im Bereich der Blutplättchen hin. Möglicherweise verursacht durch die Verabreichung der Impfung.

Experten sprechen von einer „durch einen immunologischen Prozess entstandenen Gerinnungsstörung“.

Weitere Untersuchungen

Das bedeutet im Klartext: Weil es keine andere schlüssige Erklärung für die Bildung einer Thrombose gibt, könnte es einen Zusammenhang zwischen der Impfung – in allen drei Fällen war es der AstraZeneca-Impfstoff – und den Vorfällen geben.

Mehrere Mediziner sprechen daher von der Notwendigkeit „weiterer Untersuchungen“, die Aussagekraft der neuen Ergebnisse sollte dafür „mehr als ausreichen“.

Vorläufige Einschränkung: Die Anzahl der Vorfälle sei in der Häufigkeit äußerst gering und die Impfung ist natürlich ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die Pandemie.

Impfung ausgesetzt

In Europa haben mittlerweile Dänemark, Norwegen und Island Impfungen mit dem Vakzin von AstraZeneca vorläufig ausgesetzt.

Dänemark hat aufgrund „schwerer Fälle von Blutgerinnseln“ und eines Todesopfers einen 14-tägigen Stopp ausgesprochen.

Aber auch in diesen Ländern gibt es keine konkreten Nachweise, dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen dem Vakzin und den Blutgerinnseln gebe. Es handle sich also um reine Vorsichtsmaßnahmen.

Unter heimischen Medizinern werden die Meldungen über die Zwischenfälle kontrovers diskutiert.

Ein deutscher Experte hält einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der AstraZeneca-Impfung und dem Todesfall in Dänemark für unwahrscheinlich. „Ein direkter Zusammenhang ist nicht richtig vorstellbar, das kann auch Zufall sein“, sagt etwa Infektiologe Bernd Salzberger vom Universitätsklinikum Regensburg.

Auch die EU-Arzneimittelbehörde sieht bisher keine belegbare Verbindung.

Die Anzahl der thrombotischen Vorfälle unter den geimpften Personen sei nicht höher als jener in der nichtgeimpften Bevölkerung, wird betont. Bis 10. März seien lediglich 30 solcher Fälle unter den fast fünf Millionen Menschen dokumentiert worden, die im Europäischen Wirtschaftsraum mit dem Impfstoff von AstraZeneca bereits geimpft wurden.

Österreich impft weiter

Ein Aussetzen von AstraZeneca hätte in Österreich enorme Auswirkungen, das Vakzin ist ja wesentlicher Bestandteil der Impfstrategie.  Bisher wurden 369.600 Impfdosen nach Österreich geliefert. Der Corona-Impfstoff von AstraZeneca wird in Österreich – trotz der heimischen Untersuchungsergebnisse und der Maßnahmen anderer Staaten – auch weiterhin eingesetzt. Dafür sprachen sich jetzt das Nationale Impfgremium, das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG), Gesundheitsministerium sowie die Bundesländer in einer Sitzung aus.

Ein „überraschend klares Bekenntnis“, sagen mehrere heimische Mediziner angesichts der österreichischen Untersuchungsergebnisse.

Auch die Experten des Nationalen Impfgremiums sahen demnach keine Notwendigkeit, Corona-Schutzimpfungen aufzuschieben oder auszusetzen.