Maskenpflicht, temporäre Schulschließungen, Hygienekonzepte, Distance Learning, Verdachtsfälle – Österreichs Schulen sind in diesem Corona-Herbst sehr gefordert. Die Pädagogische Hochschule Zug in der Schweiz hat im Rahmen des Schul-Barometers Interviews mit Schulleitern im deutschsprachigen Raum über die derzeitigen Herausforderungen geführt. Es sind "hohe Ansprüche, aber sehr unterschiedliche Ausgangssituationen", die Schulen derzeit zu bewältigen haben, resümieren Studienautor Stephan Huber und sein Team. Vor allem die Umsetzung der Hygienevorschriften, der Umgang mit Infektionen an den Bildungseinrichtungen sowie die angespannte Personalsituation und oft fehlende Ressourcen würden Sorgen bereiten.

Auch in Sachen Distance Learning sei die Ausgangssituation an den heimischen Schulen sehr unterschiedlich – bei der Hard- und Software, den Konzepten und auch der Kompetenz. Man habe zwar den Sommer genutzt, um zu lernen, jetzt aber „werden klare Mindest- und Regelstandards benötigt, die Verlässlichkeit bei Schülern, Eltern und Lehrkräften schaffen", erklärt Huber. Hier seien auch die Länder mit ihren Bildungsdirektoren und der Bund gefordert, aber auch der Schulerhalter, denn Österreichs Schulen seien technisch sehr unterschiedlich ausgestattet. "Es braucht hier Investitionen und zielgerichtete Maßnahmen", stellen Huber und sein Team nach den Interviews fest. Denn: "Wir können die Anforderungen nicht allein vor Ort lösen", so der Tenor der Befragten. "Schulleiter brauchen hier Unterstützung mit, im und vom System", sagt der Studienleiter.

"Es gibt Herausforderungen, die durch Covid-19 noch verstärkt wurden und sich wie durch ein Brennglas zeigen", erklärt Huber – etwa die Raum- und Personalknappheit und die Digitalisierung im Präsenz- und Fernunterricht. Verschärft zeigt sich diese Situation in sogenannten "Brennpunktschulen" – sprich etwa an Schulen mit einem hohen Anteil an Schülern aus sozial benachteiligten Familiensituationen. Dort gibt es eine große Anzahl an Schülern mit besonderem Förderbedarf. Die Befragten bemerkten, dass der Sprachkompetenzverlust bedenklich war, und der Lernrückschritt bei einigen Schülern ein ganzes Jahr betragen dürfte. Schulen sind hier besonders belastet und gefordert. „Es darf nicht nach dem Gießkannenprinzip vorgegangen werden, sondern gezielte Unterstützungen sind nötig,“ lautet das Fazit von Huber.

Doch es gibt nicht nur negative Seiten unter den Begleiterscheinungen der Pandemie: Viele befragte Schulleiter würden die Krise auch als Chance verstehen. "Jetzt können wir Schule neu denken", so der Tenor der befragten Schulleitungen. Huber erkenne Bereitschaft an Innovationen in einem guten Maß. Gerade mit dem digitalen Wandel kann das "Lernen mit Technologie" die individuelle Förderung der Schüler sowie "über Technologie" das Wissen über Digitalisierung bei den Schüler gefördert werden.