Nach der "altreligiösen, liturgischen Inthronisierung" (O-Ton Alexander Van der Bellen) von Japans Kaiser Naruhito stand für den Bundespräsidenten am Dienstagabend (Ortszeit) noch das Bankett (Kyoen-no-gi) im kaiserlichen Palast auf dem Programm. Dabei werde er das Kaiserpaar nach Österreich einladen, verriet der Bundespräsident zuvor im Gespräch mit Journalisten in Tokio.

Persönlich vorgestellt

Bei dem Bankett wird jeder der rund 200 Staatsgäste dem Kaiser persönlich vorgestellt. "Da werde ich die Gelegenheit haben", sagte Van der Bellen. "Vielleicht wird es im nächsten oder übernächsten Jahr dazu kommen, hoffentlich jedenfalls noch in meiner jetzigen Amtszeit." Er hoffe auch, dass Kaiser Naruhito und seine Ehefrau Masako bis dahin vom höfischen Protokoll nicht "in eine andere Welt versetzt" werden. Derzeit seien die beiden noch "sehr nahbar".

Die Beziehungen zwischen Japan und Österreich seien nicht nur wegen des aktuellen 150-Jahre-Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen ganz besonders, stellte Van der Bellen fest."Es gibt eine Verbindung über Kultur und Musik". Das betreffe nicht nur den aktuellen Kaiser, der regelmäßig die Tokio-Konzerte der Wiener Sängerknaben besuche, sondern habe historische Wurzeln, kramte Van der Bellen in der Geschichte(n)-Kiste und zog eine Anekdote aus dem Jahr 1869 hervor.

Nachdem die Kaiserreiche Japan und Österreich-Ungarn diplomatische Bande geknüpft hätten, habe Kaiser Franz Joseph einen Bösendorfer-Klavierflügel nach Japan verschiffen lassen. Dort wurden dem damaligen Kaiser dann Werke von Johann Strauß oder Felix Mendelssohn Bartholdy dargeboten, wobei dieser dem dereinst geltenden Protokoll entsprechend hinter einem Vorhang saß. Aus seinem Versteck heraus habe der Monarch aber mehrere Zugaben gefordert, erzählte ein schmunzelnder Van der Bellen. Das sei der Beginn dieser besonderen musischen Beziehung gewesen. Ironie der Geschichte: Die Bösendorfer-Klaviermanufaktur ist seit 2008 im Besitz des japanischen Yamaha-Konzerns.

Bilaterale Gespräche

Am Rande des Besuchs am kaiserlichen Hof absolvierte Van der Bellen in der japanischen Hauptstadt auch noch bilaterale Gespräche mit den Präsidentinnen Estlands, Kersti Kaljulaid, und Georgiens, Salome Surabischwili. Dabei sei es unter anderem um die Entwicklungen in Russland und der Ukraine gegangen.

Mit "Kersti" ("Ich bin mit ihr per du, ich bin ja mütterlicherseits ein halber Este") unterhielt sich der Bundespräsident auch über die "Three Seas Initiative" ("Drei-Meeres-Initiative"), in der 12 EU-Staaten (darunter Österreich und die baltische Staaten) aus Mittel- und Südosteuropa ihre Zusammenarbeit in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Infrastruktur und Energiepolitik stärken wollen.

Ein Unterfangen, das prinzipiell zu begrüßen sei, Van der Bellen aber in einem Punkt auch stutzen lässt: "Was mich misstrauisch macht, ist, dass die USA da auch eine besondere Rolle spielen und Flüssiggas verkaufen wollen."

Nach dem kaiserlichen Abendmahl wird Van der Bellen in der Nacht auf Dienstag die Rückreise nach Wien antreten. Die Ankunft ist für Mittwoch früh (MESZ) vorgesehen. Zeit für Erholung vom Jetlag bleibt für das Staatsoberhaupt kaum. "Morgen ist ja die Konstituierung des neuen Nationalrats." Seine Anwesenheit sei zwar nicht verpflichtend, "ich wäre aber der erste Bundespräsident, der nicht teilnimmt." Er habe Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka aber schon vorgewarnt, "dass ich vielleicht etwas bleich sein werde", scherzte der Bundespräsident.