Rauchern droht neuerliches Ungemach. Nach Warnhinweisen und Schockbildern könnte ihnen auch der Zugang zum Glimmstängel erschwert werden. Es geht um die allgegenwärtigen Zigarettenautomaten.
Die Frage lautet: Sind diese gesetzeskonform? In Deutschland hat der Justizsenat nämlich einen Verstoß gegen die Anti-Raucherbestimmungen der EU geortet: Warnhinweise auf den Packungen sollen Menschen dazu bringen, den Kauf zu überdenken. Das ist bei den Automaten jedoch nicht der Fall. Hier wird der Raucher erst nach dem Kauf mit den Schockbildern konfrontiert – also zu spät.


Da die EU-Vorgaben zu den Schockbildern dieselben sind wie in Österreich, prüfen nun Gesundheits- und Finanzministerium die Rechtssituation und ob die 6500 Automaten abgebaut werden müssen – oder zumindest nachgerüstet. Das Aus stehe im Raum, bestätigt Franz Pietsch, im Ministerium zuständig für den Nichtraucherschutz.

Schockbilder für Jugendliche wirkungslos

Für ohnehin sinnlos hält die Kinder- und Jugendpsychologin Ursula Grohs Warn- und Schockbilder: „Sogar Zigarettenhersteller wissen, dass der Nimbus des Gefährlichen erst recht ein Anreiz sein kann, mit dem Rauchen zu beginnen.“ (Siehe Interview unten.) Viel wichtiger sei die Vorbildfunktion für Kinder und Aufklärung darüber, dass Passivrauchen der Einstieg ins Rauchen ist.
Der Obmann der Trafikanten, Josef Prirschl, warnt indes vor den wirtschaftlichen Folgen: „Manche Trafiken machen 30 Prozent des Umsatzes mit Zigarettenautomaten.“ Hier sei die Existenz gefährdet. In Ungarn, Großbritannien, Frankreich und Irland sind Zigarettenautomaten auf der Straße seit Jahren verboten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert ebenso seit Langem ihr Aus.

Als Hauptlieferant für Zigaretten dient immer noch die Trafik – trotz bestehenden Kaufverbots für unter 16-Jährige. Zwei Drittel der 15-Jährigen besorgen sich hier das Suchtmittel, 35 Prozent der 13-Jährigen. „Neben einer Anhebung des Alterslimits von 16 auf 18 Jahre müssen unbedingt ,Mystery Shopper‘ eingeführt werden“, fordert der Hygieniker Manfred Neuberger. 49 Prozent der 15-Jährigen nutzen den Automaten, denn: Die Bankomatkarte eines Älteren ist rasch ausgeliehen.

Interview mit Psychologin Ursula Grohs:"Aufklärung ist wichtiger als Schockbilder“

Wie sinnvoll ist ein Bekleben von Zigarettenautomaten mit Schockbildern?
Ursula GROHS: Schockbilder machen Sinn bei Kindern bis zwölf Jahren. Für Ältere bis 17 Jahre sind sie jedoch anregend. Die suchen die Gefahr, wollen sich cool und abgebrüht zeigen, risikobereit, und gegen die Gesellschaft rebellieren. Ab 17 fühlt sich ein Raucher beim Anblick der Bilder schlecht – und muss rasch eine rauchen.


Was wäre zielführend?
Aufklärung. Die Medien müssen trommeln, dass das „Wohlbefinden“ nach dem Rauchen ein Narkosezustand des Körpers ist, der sich gegen das Nikotin wehrt. Nikotin ist kein Genussmittel, sondern Gift.