Jahrelang waren es stets ernüchternde Botschaften, die mit Österreichs Treibhausgasbilanzen einhergingen. Die CO2-Emissionen stiegen an oder stagnierten, statt zu sinken. Seit zwei Jahren allerdings ist das anders. Nachdem die Emissionen bereits 2022 um fast sechs Prozent zurückgegangen und auf den tiefsten Wert seit 1990 gesunken waren, gab es im Vorjahr abermals ein Absacken um mehr als fünf Prozent. Das geht aus vorläufigen Berechnungen des Umweltbundesamts (UBA) hervor.

Konkret dürfte Österreichs Treibhausgasausstoß 2023 um 3,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent bzw. 5,3 Prozent auf 69 Millionen Tonnen gesunken sein. Damit liegt das Land rund zehn Millionen Tonnen unterhalb des Werts von 1990 und im zweiten Jahr in Folge auf (linearem) Zielkurs für eine Klimaneutralität 2040. Der Zielpfad für Österreichs EU-Verpflichtung bis 2030 von minus 48 Prozent (ohne Emissionshandel) wurde sogar unterschritten. „Es handelt sich um vorläufige Zahlen, weil die Energiestatistik 2023 noch nicht fertig ist, aber sie sind recht robust“, sagt UBA-Klimaexperte Günther Lichtblau.

Entkopplung vom Wachstum?

Günstig auf die Emissionen gewirkt haben 2023 der etwas wärmere Winter (minus 3,1 Prozent bei den Heizgradtagen) und ein BIP-Rückgang von 0,8 Prozent. „Mit diesen Faktoren alleine lässt sich das Ergebnis aber nicht erklären“, sagt Lichtblau. So trägt einerseits das Heizen weniger als zehn Prozent zum CO2-Ausstoß bei, andererseits hatte es auch 2022 einen starken Emissionsrückgang bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum von 4,8 Prozent gegeben. „Wir beobachten eher, dass sich die Emissionen von der Wirtschaftsentwicklung entkoppeln. Hier kommen die Klimamaßnahmen deutlich zum Tragen“, sagt Lichtblau. Der Verkehr verursachte im Vorjahr 0,6 Millionen Tonnen weniger CO2, der Gebäudesektor um 1,2 Millionen Tonnen weniger. Stahlindustrie und Erdgaskraftwerke trugen in Summe 1,8 Millionen Tonnen zum Rückgang bei.

Damit die Entwicklung allerdings so weitergeht, seien zusätzliche Anstrengungen nötig, sagt Lichtblau. Darauf pocht auch Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne): „Jetzt haben alle im Land die Aufgabe, den Kurs zu halten, Regierung, Industrie, Sozialpartner, Länder.“ Die aktuelle Bilanz sei eine „Mutbotschaft“, die zeige: „Klimapolitik wirkt.“ Welche Maßnahmen Österreich nachlegen will, um weiterhin sinkende Emissionen zu gewährleisten, muss die Regierung bis Jahresmitte in Brüssel einmelden. Der entsprechende Nationale Energie- und Klimaplan (NEKP) war zuletzt allerdings heftiges Streitthema zwischen den Regierungsparteien.