Als „Hodenkoch“, wie ihn der Stern bezeichnet, war Richard Rauch 2017 schon einmal in der kultigen TV-Kochsendung „Kitchen Impossible“ zu sehen. „Steirische Jakobsmuscheln mit Kuheuter“ lautete das etwas spezielle Gericht damals, das Mälzer bei den „Geschwistern Rauch“ (damals noch: „Steirawirt“) im südoststeirischen Trautmannsdorf ohne Rezept nachkochen musste. Nun musste der Steirer selbst beweisen, dass er, nun ja ... sich einiges traut. Rauch trat in Folge eins der neunten Staffel als Kandidat gegen Tim Mälzer an, die am Sonntagabend auf VOX ausgestrahlt wurde. Dabei machte Rauch von Anfang an klar, dass es er in Sachen Selbstbewusstsein dem Großkotz Mälzer um nichts nachsteht.

Fluchverbot in Tante Hertas Küche

Und auch die von Rauch ausgewählten Aufgaben für Mälzer hatten es in sich: Er schickte Mälzer nämlich zu seiner Tante Herta, für deren Klachlsuppe mit Heidensterz und Kardinalschnitte die Familie Rauch schwärmt. Die Tante war vor mehr als 50 Jahren für die Liebe nach Bad Gleichenberg gezogen und hatte über 45 Jahre lang als Küchenchefin in einem kleinen Gasthaus gekocht. „Sie kocht aus dem Bauch heraus“, sagt Rauch in der Sendung und ist auch sichtlich gerührt, als er sich mit Mälzer die Bilder mit seiner Lieblingstante in deren privater Küche ansieht. Zu Hause bei der Originalköchin nimmt sich der deutsche TV-Koch außerdem vor, sich zu benehmen – wie die Fans der Sendung wissen, keine einfache Sache für ihn im „Kitchen“-Gefecht: „Um zu kulinarischen Höchstleistungen fähig zu sein, muss er eigentlich schreiend und fluchend durch die Küche laufen können“, formuliert es VOX. Das funktioniert sogar weitgehend – bis auf ein leises „Ach fick ey“, als der Sauerrahm in der Suppe ausflockt, hat die Stuttgarter Zeitung genau aufgepasst und notiert

Vor dem Kocheinsatz ist auch eine Fahrt mit der Gleichenberger Bahn zu sehen, Mälzer darf einen Zug lenken – und bekommt dann im Waggon die berüchtigte schwarze Box mit seiner Koch-Aufgabe serviert. Die Überbringerin ist Richards Schwester Sonja Rauch, die mit ihm gemeinsam das Lokal in Trautmannsdorf führt.

Beide Gerichte stellen Mälzer jedenfalls vor eine weitaus größere Herausforderung als sein gemütlicher Zugführer-Einsatz: Die Klachlsuppe bekommt er noch halbwegs hin, bei der Zubereitung von Heidensterz ist er allerdings ratlos – er bereitet diesen völlig anders zu und mischt auch noch Schweineblut in das Gericht. Auch bei der Kardinalschnitte („Sie kommt fast heilig daher“, schreibt der Stern, und: „Sie ist in ihrer Schlichtheit so zart und flauschig, dass man sie gar nicht lange ansehen kann, weil sie zu zerfallen droht“) entscheidet er sich für eine völlig falsche Zubereitungsart, backt den Biskuitteig extra und erwischt auch noch die Grillfunktion beim Backrohr.

Mit 5,5 Punkten ist die Jury dann aber doch relativ gnädig.

So lief es für Richard Rauch

Rauch hingegen bleibt in einem veganen Sternelokal in Brüssel cool: „Das ist nichts für Amateure“, sagt er anerkennend über ein Gericht mit gegrilltem Spargel, Ponzu-Soße, Spargelpüree und einer veganen Kaffee-Garum-Bisque (wobei er den Kaffee allerdings nicht herausschmeckt). Die zweite Station für Rauch ist Braga in Portugal, wo er ein traditionelles Fischgericht erschmecken und nachkochen muss. Technisch schwierig: Er muss ein Neunauge, ein fischähnliches Wirbeltier, häuten und in Rotwein einlegen, daraus dann gemischt mit Blut, Schinken und Reis einen Eintopf kochen.

Rauch meistert beide Aufgaben mit Bravour und kommt auf 6,2 (Brüssel) bzw. 7,0 Punkte (Braga).

Rauch schickt Mälzer zum Schluss noch auf die Azoren, wo dieser das traditionelle Schmorgericht „Cozido das Furnas“ nachkochen muss. Oder wie Mälzer es nennt: „Azurianische Schlachtplatte mit Gemüse.“ Die Zutaten aus diversen Fleischsorten, Blutwurst, Kartoffeln, Kohl und Karotten sind dabei nicht das Problem, sondern die Zubereitung: Fleisch und Gemüse sollen zusammen in einem Topf stundenlang über Vulkangestein gegart werden. Mälzer scheitert an der Garzeit und will den Eintopf zunächst gar nicht servieren. Zumindest bewerten lassen will er sich vor lauter Scham dann nicht: „Ich richte das an, will dafür aber null Punkte haben.“ Sieben Mitleidspunkte hätte er bekommen.

Höchster Abstand: Sieg für Richard Rauch

Verloren hätte er gegen Rauch aber ohnehin: „Bittere Schmach für das Großmaul“, schreibt die deutsche Bild-Zeitung online dazu. Das Schlemmer-Duell gegen den österreichischen Kollegen Richard Rauch sei zum Total-Ausfall geworden. Rauch hingegen hat einen „Kitchen“-Rekord geschafft: Dank Mälzers Nicht-Annahme seiner Azoren-Punkte „mit Abstand der höchste Kitchen-Impossible-Sieg, der jemals eingefahren worden ist“, wie Mälzer anerkennend zum Ende der Folge sagt. Und das in neun Jahren „Kitchen Impossible“*.

Hinweis: Wir hatten ursprünglich irrtümlich berichtet, dass Rauch auch die höchste Punktzahl in der Sendung erreicht hat. Das ist nicht richtig.

VOX jubelt nach der Ausstrahlung auch über die guten Quoten: In Deutschland wurde die Folge trotz starker Konkurrenz von durchschnittlich 1,17 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern verfolgt, darunter 510.000 Menschen zwischen 14 und 49 Jahren. In der Zielgruppe lag das Format mit einem Marktanteil von 9,4 Prozent deutlich über dem Senderschnitt.