In den sozialen Medien jagt ein Trend den nächsten – durch die Schnelllebigkeit von Plattformen wie TikTok hat sich die Wahrnehmung der Modelandschaft in den letzten Jahren stark gewandelt, Content Creator beeinflussen das Geschehen in der Fashion-Branche mit ihren Fotos und Videos so stark wie noch nie.

Seit Kurzem macht ein neuer modischer Trend auf Social Media die Runde und wird von zahlreichen jungen Frauen aufgegriffen. Komfortable Kleidung in weichen Creme-, Beige- und Weißtönen, fließende und angenehm zu tragende, hochwertige Materialien und minimalistisches Make-up definieren die sogenannte "Vanilla Girl"-Ästhetik, die sich vor allem auf TikTok zahlreicher Fans erfreut. Auch Perlen und Uggs zählen zu den essenziellen Stücken im Kleiderschrank.

Es ist eine neue Mode- und Beautybewegung, die primär auf Gesamtästhetik durch gezielten Minimalismus ausgerichtet ist und die unterschwellige Botschaft von hochwertigem, zurückhaltendem Luxus kommunizieren soll. Nicht nur in der Mode hat das Phänomen des verstärkten Einsatzes heller Farben auch in der kalten Jahreszeit Einzug gehalten. Auch im Interiorbereich werden Möbel und Accessoires in hellen Farben immer beliebter. 

Simple Frisuren, dezentes Make-up

Simple Frisuren, leichte Wellen im Haar oder sogenannte Curtain Bangs, also seitlich wegfallende Stirnfransen, sollen das Gesamtbild der Ästhetik abrunden. Mit dezentem Make-up werden die gemütlichen, monochromen Looks noch zusätzlich unterstrichen. In der Ausführung des Trends ist eine gewisse Verbindung zum sogenannten "Clean Girl"-Look zu erkennen, der 2022 die sozialen Medien dominierte. Glänzende Haut, heller Lidschatten und natürliche Augenbrauen definierten den Look, nach dem sich zahlreiche junge Frauen im vergangenen Jahr orientierten.

Ein Grund für den Boom um vanillefarbene Outfits ist auch in der Rückkehr der Trends der Vergangenheit verhaftet. Vor allem Millennials griffen zu Hochzeiten von Abercrombie & Fitch als auch Victoria's Secret vermehrt zu Parfums mit Vanillenote – auch jetzt zeigt sich wieder eine Zunahme in der Beliebtheit der Duftnote, die als warm wahrgenommen wird und zudem Geborgenheit vermittelt.

Keine Diversität

Wie bei vielen Modetrends, die in den sozialen Medien ihren Anfang nahmen, zeichnet sich auch bei den "Vanilla Girls" ein erkennbares, visuelles Muster ab. Der Hashtag spuckt fast ausschließlich eine Liste blonder, normschöner Frauen in luxuriöser Kleidung in makellosen Wohnungen aus, die ein einheitliches Bild suggerieren und wenig Platz für Diversität lässt. Zudem kommunizieren die Videos in vielen Fällen die Notwendigkeit einer gewissen finanziellen Ausgangslage.

Immer wieder stehen aus diesem Grund Trends, die sich an bestimmten physischen Eigenschaften von Personen, wie in diesem Fall helles, blondes Haar, orientieren, in der Kritik. Während Teile der Branche sich inzwischen um einen inklusiveren Ausdruck von Mode bemühen, bleiben Trends wie diese einer großen Bevölkerungsgruppe zumindest in der Gesamtkommunikation verwehrt. In weiterer Folge wird jungen Frauen erneut vermittelt, einem bestimmten Typen entsprechen zu müssen, um als "ästhetisch" wahrgenommen zu werden.