Die neuen Kreationen von Designern werden tradtionell am Laufsteg präsentiert, vor realem Publikum, in beeindruckendem Ambiente. Allerdings hat nicht nur die Weiterentwicklung der digitalen Landschaft die Art, wie Modetrends kommuniziert werden, verändert, auch die Pandemie hat ihren essenziellen Beitrag dazu geleistet, dass Mode auch die digitale Ebene bereits für sich eingenommen hat.

Zahlreiche Marken fokussieren sich bereits seit Längerem auf die Produktion rein digitaler Mode, also Digital Fashion, um Textilmüll zu vermeiden und sich der Fast-Fashion-Industrie entgegenzusetzen. Dabei können Kundinnen und Kunden digitale Kleidungsstücke erwerben, die in weiterer Folge auf ein Bild des Käufers montiert werden. Das Bild mit dem erworbenen Outfit kann in weiterer Folge in den sozialen Medien geteilt werden.

Virtueller Flagship-Store

Im Unterschied dazu machen sich seit der Pandemie auch vermehrt Luxuslabels die Möglichkeiten des Internets und des sogenannten Metaverses zunutze, um ihre real existierenden Kreationen einer breiteren Masse zu präsentieren. Erst im März 2022 fand die erste sogenannte "Metaverse Fashion Week" statt, bei der Designer wie Tommy Hilfiger, Etro, Philipp Plein und Elie Saab ihre Designs in das virtuelle Metaverse "Decentraland", das es bereits seit 2017 gibt, transportierten und digitale Welten erschufen, die mit Avataren am Bildschirm erlebbar wurden. Elie Saab ließ auf diese Art und Weise einen zweistöckigen Flagship-Store im Metaverse erschaffen. Etro verband die virtuelle Laufstegshow unterdessen mit dem realen Webshop und schuf ein multiverselles Shoppingerlebnis.

Während die "Metaverse Fashion Week" als eigenes Set an Veranstaltungen gehandhabt wurde, ist die Nutzung des Metaverses inzwischen auch im Rahmen der klassischen Modewochen angekommen. Eine Mischung aus digitalen Events und Veranstaltungen vor Ort hat sich seit der Pandemie im Fashion Week Kalender etabliert. Im Rahmen der vor Kurzem abgehaltenen London Fashion Week nutzte der irische Designer Colin Horgan in Zusammenarbeit mit discoveryLAB, einem Forum für Akademikerinnen und Akademiker, kleine Unternehmen und Startups, gleich mehrere Plattformen zur Präsentation seiner neuen Kollektion "Imposed Faction".

Verbindung analoger und digitaler Welten

Zwar präsentierte er seine Kollektion unter anderem digital per Video vom Laufsteg, zusätzlich kreierte er aber eine virtuelle Welt unter dem Titel "SS23 Playground Space" in der die Runway Show in einem digitalen Raum in Form einer futuristischen Galerie weiterlebt und entdeckt werden kann - inklusive Einblicke in die Backstage-Welt einer Runway Show. Die Designs, mit denen der Ire, der am Royal College of Art studierte, die klassische Form von Kleidungsstücken kreativ aufbrechen und neu definieren will, passen in den futuristisch digitalen Raum.

Colin Horgans Designs gab es auch am realen Laufsteg zu sehen
Colin Horgans Designs gab es auch am realen Laufsteg zu sehen © Cillian Garvey

Während es für die Nutzung des Metaverses "Decentraland" einen eigenen Account mit Avatar braucht, kann der virtuelle Raum des Designers ohne Beschränkung auch als Gast genutzt werden. Die Verbindung digitaler Welten mit klassischen Fashion-Week-Elementen gibt jungen Designerinnen und Designern die Möglichkeit, ihre Kreativität auf mehreren Flächen auszuleben.