1. Laut Statistik sterben drei Menschen in Österreich täglich an Passivrauch. Wie kommt man auf so eine Zahl?

Umweltmediziner Manfred Neuberger klärt auf: „Bei der Intensität des Passivrauchens in Österreich muss man damit rechnen, dass zehn Prozent der jährlichen Rauchopfer außerdem Opfer des Passivrauchs sind.“ Rund 10.000 Menschenleben fordert das Rauchen jährlich in Österreich, 1000 gehen auf das Konto von Passivrauch.

2. Warum ist Passivrauch so tödlich?

„Die meisten Passivrauch-Opfer sterben an Erkrankungen des Herzens und der Gefäße“, sagt Neuberger. Doch nicht nur Herzinfarkt und Schlaganfall nehmen zu – auch das Krebsrisiko steigt. So sei heute erwiesen, dass der Rauch der anderen nicht nur Lungenkrebs, sondern auch viele andere Krebsformen begünstigen kann (siehe Grafik). „Vor Kurzem wurde in Österreich auch ein Fall der Lungenkrankheit COPD als Berufskrankheit anerkannt“, sagt Neuberger. Die Betroffene hatte nie geraucht, aber in der Gastronomie viele Jahre Passivrauch eingeatmet.

3. Wer leidet vor allem unter Passivrauch?

Laut Neuberger sind Menschen in der Gastronomie besonders betroffen, weil dort sehr viele Raucher in einem Raum sind und die Belastung dadurch besonders hoch ist. Doch auch Babys und Säuglinge leiden massiv unter der Rauchbelastung – der plötzliche Kindstod ist eine tödliche Konsequenz.

4. Passivrauch kann giftiger sein als der Rauch, den der Raucher selbst einatmet. Wie ist das möglich?

Neuberger erklärt: Zieht ein Raucher an der Zigarette, steigt die Verbrennungstemperatur an, die Verbrennung wird vollständiger. Der sogenannte Nebenstromrauch aber, der von der Zigarettenspitze entweicht, enthalte viel höhere Mengen gefährlicher Nebenprodukte einer unvollständigen Verbrennung. „Der Gehalt an Nitrosaminen kann bis zu 70-fach höher sein als im Rauch, den der Raucher freiwillig inhaliert“, sagt Neuberger.

5. Die E-Zigarette wird als harmlose Alternative verwendet, um z. B. auch in Anwesenheit von Kindern zu rauchen. Wie harmlos ist sie wirklich?

„Auch passives ,Dampfen‘ ist schädlich, denn es entsteht ja kein Dampf, sondern ein Aerosol“, sagt Neuberger. Diese winzigen Partikel tragen an ihrer Oberfläche Spuren von krebsfördernden Stoffen und Spuren von Reizstoffen. Diese Partikel gelangen sehr tief in die Lunge und gehen zum Teil ins Blut über. „Der Rauch der E-Zigarette ist weniger gefährlich als Tabakrauch, aber nicht harmlos“, sagt Neuberger.

6. Hat auch „kalter Rauch“, der sich in Kleidung oder Möbel festsetzt, gesundheitliche Auswirkungen?

Die Belastung sei natürlich am größten, wenn im selben Raum geraucht wird. Aber: Gehen z. B. Eltern zum Rauchen auf den Balkon, atmen sie danach Schadstoffe aus und schleppen sie mit ihrer Kleidung in den Raum ein, sagt Neuberger. Eine trügerische Sicherheit stelle auch das Lüften verrauchter Räume dar: Krebserregende Stoffe aus dem Tabakrauch werden noch bis zu Monate später von Möbeln, Tapeten oder Teppichen an die Umwelt abgegeben.

7. Wem nützt das Kippen des Rauchverbots?

„Letztlich nützt es nur der Tabakindustrie“, sagt Neuberger. Rauchern, die aufhören wollen, werde es dadurch noch schwerer gemacht. Kinder und Jugendliche bekommen weiterhin suggeriert: Rauchen gehört zum „normalen“ Erwachsenwerden dazu. Nichtraucher leiden am Passivrauch, denn auch in Nichtraucherzimmern wurde Rauch in gesundheitsgefährdender Konzentration nachgewiesen. Und Studien haben gezeigt, dass Wirte in keinem Land einen nachhaltigen Geschäftsrückgang erlebt haben – wenn das Rauchverbot für alle gilt.