Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt ebenso wie die EU-Gesundheitsbehörde ECDC: Europa könnte eine massive Scharlachwelle bevorstehen. In einigen Ländern scheint genau dies schon eingetreten zu sein. In Frankreich, Irland, den Niederlanden, Spanien, Schweden und Großbritannien steigt die Zahl der an iGAS erkrankten Kinder derzeit an, aus dem Vereinigten Königreich wurden auch einige Todesfälle gemeldet. Die Abkürzung iGAS steht für invasive Gruppe-A-Streptokokken-Infektion, denn Scharlach wird eben von diesen bakteriellen Krankheitserregern hervorgerufen.

"Wir an der Kinderklinik in Graz sehen derzeit nicht mehr Scharlachfälle bzw. Streptokokken-Infektionen als vor der Pandemie", sagt Sabine Löffler, Leiterin der Ambulanz der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz. Auch von Kolleginnen und Kollegen aus Österreich und Deutschland habe sie keine anderslautenden Berichte gehört.

Dass sich die Fallzahlen wieder auf "normalem" Niveau einpendeln würden, sei aber erwartbar gewesen. "Streptokokken werden ebenso durch Tröpfchen übertragen, aus diesem Grund waren die Maßnahmen gegen das Coronavirus – also Abstand, Maske, Hygiene – auch gegen diese Erreger wirksam", sagt Löffler.

Himbeerzunge und Hautausschlag

Streptokokken sind weitverbreitet, sie lösen häufig eine Angina aus. Doch Streptokokken bilden auch ein Toxin, das bei Kindern einen Hautausschlag auslöst. Ist dies der Fall, spricht man von Scharlach. Aber eine Infektion erzeugt keine grundsätzliche Immunität, man kann – auch als erwachsene Person – immer wieder erkranken. Allerdings ohne Ausschlag, da gegen das Toxin sehr wohl eine Immunität ausgebildet werden kann.

Im Normalfall verläuft eine Infektion mild, behandelt wird mit Antibiotika (Penicillin), die Einnahme unterbindet auch die Ansteckungsgefahr nach etwa 24 Stunden. Der Hautausschlag selbst wird nicht behandelt, nur äußerst selten geht dieser mit Juckreiz einher. Nach etwa einer Woche sollte dieser wieder abklingen. Charakteristisch für Scharlach ist außerdem die stark gerötete Himbeerzunge. Zu den weiteren Symptomen zählen unter anderen Halsschmerzen, Fieber, Erbrechen sowie geschwollene Mandeln.

Fiebert das Kind, rät Löffler zu fiebersenkenden Präparaten. "Wenn das Fieber über zwei Tage anhält, starke Halsschmerzen hinzukommen, das Kind schlecht trinkt und insgesamt der Allgemeinzustand reduziert ist, dann sollte man dies ärztlich abklären lassen", so die Expertin.