Jänner ist – naturgemäß – die Zeit nach der Völlerei. Jene Phase, in der man sich und seinem Körper etwas Gutes tun möchte. Für manche bedeutet das, mehr Sport zu machen. Andere versuchen, sich gesünder zu ernähren. Und weil zu Ernährung auch Flüssigkeitsaufnahme zählt, verzichten immer mehr Menschen im ersten Monat des Jahres auf Alkohol.

Diese Abstinenz trägt seit einigen Jahren einen Namen: „Dry January“. Also trockener Jänner. Kein Gläschen Wein, keine Flasche Bier, kein Stamperl Schnaps – das ist das Ziel, um dem Körper und vor allem der Leber eine Pause zu gönnen. Doch wie sinnvoll ist der Verzicht auf Alkohol? Was bewirkt Alkohol eigentlich im Körper? Diese und viele mehr Fragen beantwortet Sandra Holasek, Ernährungswissenschaftlerin an der Med Uni Graz.

1 Wie sich die Abstinenz auswirkt

Alkohol als toxische Substanz belastet den Körper, denn die Entgiftung, also der Abbau von Alkohol, fordert mehr Energie und belastet unterschiedliche Organe. Bleibt Alkohol aus, bedeutet dies eine Pause für die Leber, aber auch den Magen-Darm-Trakt. „Sobald ich keinen Alkohol trinke, erholen sich die Schleimhäute und die Oberfläche des Darms“, sagt Ernährungsexpertin Holasek.

Die Abstinenz unterstützt also die Regeneration der Leber – und das schon nach relativ kurzer Zeit von einigen Tagen. Durch das Ausbleiben des Alkoholkonsums senkt sich außerdem der Blutdruck, man fühlt sich nicht nur leistungsfähiger, man ist es auch. Mit ein Grund dafür ist, dass Alkohol auch unsere Schlafqualität beeinflussen kann. So schlafen wir mit der Hilfe des einen oder anderen Glases Wein zwar schneller ein, doch der Schlaf an sich ist weniger erholsam, da man nicht so tief in die Schlafphasen eintaucht.

Der Alkoholverzicht hat auch einen psychologischen Effekt, denn man setzt sich aktiv mit dem eigenen Trinkverhalten auseinander. Man überlegt sich auch in der Regel auch nach dem „Dry January“ eher, wann, warum, wie viel und mit wem man etwas trinken möchte.

2 Der Alkohol, das Essen und die Kalorien

Möchte man im Jänner seinem Köper etwas Gutes tun, sich nach den Feiertagen wieder gesünder ernähren, ist der „Dry January“ ein guter Ansatz. Denn Alkohol hat großen Einfluss auf unseren Stoffwechsel, er verlangsamt ihn. Auch der hohe Kalorien- sowie Zuckergehalt von alkoholischen Getränken führt dazu, dass „wir automatisch Kalorien sparen, wenn wir keine alkoholischen Getränke zu uns nehmen“, erklärt Ernährungsexpertin Sandra Holasek. Weiters kommt hinzu, dass Alkohol die Sättigung dämpft, das bedeutet, wenn wir Alkohol trinken, sind wir hungriger und nehmen mehr Kalorien zu uns. Die Alkoholkarenz führt also dazu, dass man sich nach den Feiertagen etwas leichter tut, weniger zu essen.

Aber das eine oder andere Glas Wein oder das eine oder andere gute Bier kann auch positive Auswirkungen haben. Dann nämlich, wenn man es zu einem ausgewogenen Essen in Gesellschaft genießt. „Diese Entschleunigung hilft – bei achtsamem Umgang mit Alkohol – sehr wohl auch dabei, etwas Positives zum Wohlbefinden beizutragen“, sagt Holasek.

3 Wie viel Alkohol ist zu viel?

„Die Menge macht das Gift“, lautet ein Sprichwort – auch in Bezug auf Alkohol. „Suchtpräventiv ist genau definiert, was der risikoarme Genuss von Alkohol sein kann“, erklärt Holasek. Risikoarm bezeichnet Mengen, die keine oder nur sehr geringe gesundheitliche Auswirkungen haben. Denn Alkohol ist eine toxische Substanz, die schädlicher wird, je mehr man zu sich nimmt.

Die Mengen unterscheiden sich für Männer und Frauen und beziehen sich auf gesunde Personen. Es gelten für die Geschlechter unterschiedliche Grenzwerte, da der Körperaufbau ein anderer ist. „Der fettfreie Anteil, der Wasseranteil im Körper, macht den Unterschied. Dieser führt zu einer entsprechenden Verdünnung des Alkohols“, so die Expertin. Da Männer tendenziell mehr Muskelmasse haben, gelten für sie etwas höhere Grenzwerte. Das aktuelle österreichische Handbuch Alkohol weist für Männer das Limit somit bei 0,6 Liter Bier bzw. 0,3 Liter Wein und bei Frauen bei 0,4 Liter Bier und 0,2 Liter Wein aus. Diese Mengen gelten pro Tag. Weiters empfiehlt das Gremium, mindestens an zwei Tagen der Woche keinen Alkohol zu konsumieren, um der Gewohnheit des Trinkens entgegenzuwirken.

4 Hilft das Reparaturseidel gegen den Kater?

Was, wenn der „Dry January“ zu Ende ist und man das eine oder andere Glas zu viel getrunken hat? In Österreich häufig als Mittel gegen den Kater empfohlen wird das Reparaturseidel. Zwar kann das Glas Bier die neurologische Wirkung des Alkohols überspielen – aber nur kurzfristig. Aus diesem Grund empfiehlt die Expertin das Reparaturseidel nicht. Viel besser kann die Symptome des Katers – Übelkeit, Kopfschmerzen, Benommenheit – Mineralwasser bekämpfen. Denn durch Alkohol dehydriert der Körper und verliert Elektrolyte, mit Mineralwasser kann dieses Manko wieder ausgeglichen werden. Auch empfehlenswert als Katergetränk ist Tomatensaft mit etwas Salz.