Nach der Aufhebung der Quarantäne bei Covid-19 vor wenigen Wochen hat Gesundheitsminister Johannes Rauch am Mittwoch einen neuen Einblick in die Covid-19-Strategie für den bevorstehenden Herbst gewährt. "Das war keine leichte Grippewelle in den letzten beiden Jahren", zog er aber zuerst pandemisches Resümee. Covid-19 werde nicht verschwinden, wenn sich wieder mehr Menschen in Innenräumen aufhalten, rechne man mit einem Anstieg der Zahlen. Auch auf den Variantenmanagementplan werde man im Herbst zurückgreifen, vor allem dann, wenn neue Mutationen auftreten sollten. So weit sind das keine Neuigkeiten, all dies kennen wir schon aus den ersten beiden Pandemiejahren. Um diese Zahlen aber zu drücken, wurden vom Nationalen Impfgremium neue Empfehlungen für die Covid-19-Schutzimpfung ausgearbeitet. Die wichtigsten Antworten:

1 Welche neuen Empfehlungen gibt es für die vierte Impfung?
ANTWORT: Bislang galt die Empfehlung für die vierte Dosis für alle Menschen ab 60 Jahren sowie Personen, die Risikogruppen angehören – zum Beispiel Menschen mit Vorerkrankungen oder immunsupprimierte Personen. Nun gilt: "Auch alle Personen zwischen zwölf und 60 Jahren sollten daran denken, sich die vierte Impfung zu holen", sagt Herwig Kollaritsch vom Nationalen Impfgremium (NIG). Dies sollte mindestens sechs Monate nach der letzten Impfung erfolgen. Zudem appellierte der Tropenmediziner, dass all jene, die erst zwei Impfungen oder keine Impfung erhalten haben, ihre Grundimmunisierung (drei Dosen) in Vorbereitung auf den Herbst abschließen sollten.

2 Ich habe eine Infektion durchgemacht, wann sollte ich mir eine neue Impfung holen?
ANTWORT: Für Genesene haben sich die Empfehlungen im Verlauf der Pandemie und mit den unterschiedlichen Varianten immer wieder geändert. Bei den vorherrschenden Omikron-Varianten galt, dass eine Infektion die nächste Impfung nicht obsolet macht, aber zeitlich etwas nach hinten verschiebt. Nun gilt: Jeder sollte in seinem Impfschema bleiben. Ein Beispiel: Wenn die vierte Dosis laut Schema vier Wochen nach der Genesung anstehen würde, kann man sich diese auch zu diesem Zeitpunkt holen und muss nicht weitere vier bis sechs Monate Abstand zwischen Infektion und Impfung verstreichen lassen.

3 Soll ich auf die angepassten Impfstoffe warten, um mir den vierten Stich zu holen?
ANTWORT: Auf die an die Omikron-Varianten angepassten Impfstoffe wird allerorts gewartet. Am 1. September soll die Europäische Arzneimittelagentur erste angepasste Vakzine zulassen. Diese sind allerdings an die Variante BA.1 angepasst, aktuell sind in Österreich aber BA.4/5 vorherrschend. Laut Daten von Moderna und Biontech/Pfizer dürften die neuen angepassten Impfstoffe BA.1 um den Faktor 1,5 bis 1,8 besser neutralisieren als die bislang verfügbaren Vakzine. Die Impfstoff-Updates würden also keine wesentliche Verbesserung der Situation bringen, so Kollaritsch. "Es hat keinen Sinn und es ist unvernünftig auf die angepassten Impfstoffe zu warten." Vor allem auch deswegen, weil die jetzt verfügbaren Impfstoffe in den ersten Wochen nach der Impfung ebenso einen Schutz vor Infektion bieten.

4 Wann werden die angepassten Impfstoffe in Österreich verfügbar sein?
ANTWORT: Wenn die EMA am 1. September die Zulassung erteilt, wird es noch einige Zeit dauern, bis diese angepassten Impfstoffe in Österreich verfügbar sein werden. Ein genaues Datum wollte Rauch nicht nennen, er nannte den Zeitraum zwischen September und Oktober dieses Jahres. Anders der deutsche Gesundheitsminister. Karl Lauterbach nannte zuletzt den 5. bzw. 12. September als Lieferdatum nach Deutschland.

5 Was gilt für Kinder unter zwölf Jahren?
ANTWORT: Für Kinder unter zwölf Jahren gibt es noch keine Empfehlung des Impfgremiums. Die Fünf- bis Elfjährigen sind in Bezug auf die vierte Impfung noch nicht impfbar, da sie von den zeitlichen Abständen noch nicht infrage kommen. Auf jeden Fall sollte aber bis Schulbeginn die Grundimmunisierung abgeschlossen sein. Für Kinder unter fünf Jahren gibt es von der EMA noch keinen zugelassenen Impfstoff. Hier seien die Verfahren mehr oder weniger abgeschlossen, so Kollaritsch, mit einer Entscheidung der EMA sei im Laufe der nächsten Wochen zu rechnen.

6 Wird die Maskenpflicht im Herbst wieder eingeführt?
ANTWORT: Im Gesundheitsministerium wird wie gesagt für den Herbst mit höheren Fallzahlen gerechnet. Gesundheitsminister Rauch führte zum wiederholten Mal die Eigenverantwortung ins Treffen, man solle in Innenräumen FFP2-Maske tragen. "Es ist wahrscheinlich, dass im Herbst eine Maskenpflicht in bestimmten Bereichen wie im öffentlichen Verkehr oder in Supermärkten wieder sinnvoll und notwendig sein wird", sagte Rauch. Für Menschen, die an Covid-19 erkranken, sollen Medikamente wie Paxlovid rasch zum Einsatz kommen, um schwere Verläufe zu verhindern. Und Kollaritsch fügte hinzu: "In Österreich müsste eigentlich niemand mehr an einer Covid-19-Infektion sterben, wenn man geimpft ist und im Falle einer Erkrankung Zugang zu Medikamenten hat."