Die Sonne scheint, man sitzt draußen, genießt kühle Getränke und heiteres Gelächter mit Freunden. Man fährt auf Urlaub oder ist schon zurückgekehrt. In dieser hochsommerlichen Stimmung scheint die Pandemie weit entfernt zu sein. Maßnahmen, die die Ausbreitung des Virus in Schach halten sollen, das seit zweieinhalb Jahren global seine Kreise zieht, gibt es kaum noch. Menschen, die sich infizieren, müssen sich nicht mehr isolieren und können – mit Maske – etwa auch zur Arbeit gehen. Die Zahl der Neuinfektionen sinkt, auch weil weniger getestet wird.

Selbst wenn das Pandemiemanagement der Regierung anderes vermittelt, sind dieses Virus und die davon hervorgerufene Krankheit Covid-19 nicht harmlos. Aufgrund der vorherrschenden Immunität in der österreichischen Bevölkerung durch überstandene Infektionen und verabreichte Impfungen sehen wir zwar weniger schwere Verläufe, für ungeimpfte Personen und Menschen mit diversen Vorerkrankungen ist Sars-CoV-2 aber unverändert bedenklich.

Zudem mussten wir während der letzten zweieinhalb Jahre lernen: Mit einer Infektion hat sich das Problem nicht erledigt, man kann sich wieder anstecken. Eine Infektion zu vermeiden ist sinnvoll, wie Virologe und Impfstoffforscher Florian Krammer in der neuen Folge von "Ist das gesund?", dem Medizin-Podcast der Kleinen Zeitung, betont: "Wir wissen viel über das Virus, wir wissen aber auch, dass es alle möglichen Probleme verursachen kann." Eines davon ist Long Covid. Eine aktuelle Studie der Universität Oxford zeigt, dass zwei Jahre nach einer überstandenen Covid-Infektion das Risiko, neurologische Probleme zu entwickeln, erhöht ist. Doch wie schützt man sich, wenn es keine Schutzmaßnahmen mehr gibt?

1 Die Maske

Überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen, wo man mit anderen interagiert – vor allem in Innenräumen –, bietet eine richtig getragene Maske einen guten Schutz vor Ansteckung. Etwa in Geschäften oder öffentlichen Verkehrsmitteln – auch wenn es nicht vorgeschrieben ist. Eine Maske in der Tasche eingesteckt zu haben, ist also eine sinnvolle Vorkehrung.

2 Die Impfung

Wichtig sei, so Krammer, die Grundimmunisierung von drei Dosen abgeschlossen zu haben. Dann ist vor allem der Schutz vor schwerer Erkrankung gegeben. Viele stellen sich aktuell die Frage: Brauche ich jetzt eine vierte Impfung oder soll ich auf einen der angepassten Impfstoffe warten? Das Nationale Impfgremium empfiehlt den vierten Stich allen Menschen über 60 Jahren sowie Risikopersonen ab zwölf Jahren. Ähnlich sieht das auch Krammer: "Die Daten für ältere Menschen und für jene mit Immunschwäche sind eindeutig, für sie ist eine vierte Dosis ratsam." Menschen, die aber grundsätzlich gesund sind und drei Impfungen schon erhalten haben, können aus Krammers Sicht auf einen der angepassten Impfstoffe warten, aus folgendem Grund: "Das Problem ist, dass eine vierte Dosis vom 'alten' Impfstoff gesunden Erwachsenen nicht viel bringt. Also man hat keinen besseren Schutz vor Infektionen bzw. ist dieser sehr transient." Das bedeutet, der Schutz vor Infektion nimmt bei gesunden Erwachsenen rasch wieder ab.

In Großbritannien wurde vor Kurzem ein erster angepasster Impfstoff von Moderna zugelassen. Es handelt sich dabei um einen bivalenten Impfstoff, dieser richtet sich gegen die ursprüngliche Sars-CoV-2-Variante und auch gegen die Omikron-Variante BA.1. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA dürfte im September mit einer ersten Zulassung nachziehen.

3 Das individuelle Risiko

Wichtig ist, das eigene Risiko einschätzen zu können. "Es ist ein Unterschied, ob eine Person absolut gesund ist oder ob es sich um Leute handelt, die wissen, dass sie Immunprobleme haben", sagt Krammer. Zweitere Gruppe sollte sich überlegen, welches Risiko einzugehen notwendig ist. Und sollte auch für den Fall einer Infektion vorsorgen, indem sie sich mit ihrer Hausärztin, ihrem Hausarzt beraten, um im Notfall rasch das antivirale Medikament Paxlovid verschrieben zu bekommen.